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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

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Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

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Äußere emotionale Grenzen

Von vie­len Hoch­sen­si­blen habe ich erfah­ren, dass sie – genauso wie ich frü­her – oft Pro­bleme damit haben, »bei sich zu blei­ben«, oder nicht genau wis­sen, »ob das ihre Gefühle sind« oder ob sie »jeman­den widerspiegeln«.

Das sind Syn­onyme für eine feh­lende oder zu schwa­che emo­tio­nale Abgrenzung.

Was ist emo­tio­nale Abgren­zung? Die meis­ten Men­schen, die nor­mal­sen­si­bel sind, bekom­men die Emo­tio­nen ande­rer Men­schen nur unter­be­wusst mit. Sie müs­sen sich häu­fig nicht abgren­zen oder tun dies ganz auto­ma­tisch. Wenn ihr Gegen­über ihnen nicht expli­zit sagt, dass es ihm schlecht geht, bemer­ken sie es gar nicht.

Hoch­sen­si­ble dage­gen, die viel Empa­thie besit­zen, sich also in andere gut hin­ein­ver­set­zen kön­nen, sehen und füh­len die Emo­tio­nen ande­rer bewusst oder so eben noch an der Schwelle zum Bewusstsein.

Das führt dazu, dass sie die Emo­tio­nen ande­rer wie ihre eige­nen wahr­neh­men. Beson­ders deut­lich wird dies in gro­ßen Men­schen­men­gen, in einem Kauf­haus, wäh­rend eines Rock­kon­zerts, bei einem Sport­er­eig­nis. Hier bemer­ken selbst nor­mal­sen­si­ble Men­schen, dass eine bestimmte Stim­mung herrscht. Im Gegen­satz zu Hoch­sen­si­blen füh­len sie immer noch ihre eige­nen Emo­tio­nen. Bei Hoch­sen­si­blen kann es pas­sie­ren, dass die eige­nen Emo­tio­nen ver­drängt oder »hin­weg­ge­schwemmt« wer­den. Du gehst dann ganz in frem­den Emo­tio­nen auf, schwimmst in ihnen und lässt dich trei­ben, solange sie posi­tiv sind. Nega­tive Emo­tio­nen, wie Stress oder Ärger, sor­gen für ein Gefühl des Unter­ge­hens oder des Sich-Ver­lie­rens. Jeder emp­fin­det das etwas anders. Genauso ver­hält es sich bei einer Per­son, wenn die Emo­tio­nen sehr inten­siv sind. Unbän­dige Freude oder die Liebe ande­rer reißt dich mit und kann dich in einen eupho­ri­schen Zustand ver­set­zen. Bei Lie­bes­kum­mer oder Leid benö­tigst du genauso viele Taschen­tü­cher wie deine beste Freun­din oder dein bes­ter Freund, die oder der das Erleb­nis ver­ar­bei­tet. Manch­mal klin­gen die Gefühle in dir län­ger nach als in den­je­ni­gen, die sie in dir aus­ge­löst haben. Du benö­tigst län­ger, um sie zu ver­ar­bei­ten. Dein Freund steht am nächs­ten Tag bereits wie­der lachend vor dei­ner Tür, wäh­rend du noch um seine ver­lo­rene Bezie­hung trauerst.

Lange Zeit stand ich vor dem Dilemma, dass ich Schwie­rig­kei­ten damit hatte, zu unter­schei­den, was meins war und was nicht. Oder genauer: Wie ist eigent­lich mein emo­tio­na­ler Zustand? Was erreicht mich von außen? Wie kann ich das von­ein­an­der trennen?

Das ist nicht ganz ein­fach, denn es setzt eines vor­aus: Du musst jeder­zeit bestim­men kön­nen, wie es dir innen drin geht. Denn wenn du jeder­zeit dei­nen eige­nen Zustand kennst, dann kannst du bei Ver­än­de­run­gen sofort sagen, ob sie aus dir her­aus ent­stan­den sind oder von außen auf dich eindringen.

Als ich irgend­wann ein­mal die Nase voll davon hatte, dau­ernd raten zu müs­sen, was meine Emo­tio­nen sind und wel­che die von ande­ren, habe ich in mei­nem Kopf eine Instanz ein­ge­führt, die per­ma­nent mei­nen emo­tio­na­len Zustand abfragt. Das ist nicht unbe­dingt ange­nehm. Wir Men­schen sind sehr große Ver­drän­ger. Wenn es uns schlecht geht, ver­drän­gen wir das gerne. Wir funk­tio­nie­ren in sol­chen Situa­tio­nen ein­fach nur, wenn wir über­for­dert sind, anstatt die Über­for­de­rung abzu­stel­len. Immer mit dem Gedan­ken: »Irgend­wann wird alles bes­ser.« In die­sen Momen­ten funk­tio­niert eine sol­che Instanz nicht, denn sie würde uns gna­den­los zei­gen, dass es uns schlecht geht. Ich habe diese Instanz einige Male abge­schal­tet, um bestimmte Erfah­run­gen machen zu kön­nen oder bestimmte Pro­jekte durch­füh­ren zu kön­nen. Immer mit dem Ergeb­nis, dass es mir danach viel schlech­ter ging, als wenn ich diese Instanz ein­ge­schal­tet gelas­sen hätte. Diese Emo­ti­ons­prüf­in­stanz ist nur wirk­sam, wenn du ehr­lich zu dir selbst bist. Sobald du akzep­tierst, dass du auch bewusst schlecht drauf sein darfst, dass es dir nicht immer gut gehen muss, kannst du auch dafür sor­gen, dass du in sol­chen Situa­tio­nen die Initia­tive ergreifst und alles dafür tust, dass es dir bes­ser geht. Nur wenn du diese Instanz immerzu in Betrieb hältst und dir immer die Zeit nimmst, den Stand abzu­le­sen, hast du eine gute Chance, dich emo­tio­nal abzugrenzen.

Ich habe jah­re­lang mit einer sehr intro­ver­tier­ten Per­son zusam­men­ge­wohnt, deren Gefühls­schwan­kun­gen von außen so mini­mal zu erken­nen waren, dass kaum jemand außer mir sie wahr­nahm. Manch­mal konnte ich den emo­tio­na­len Zustand die­ser Per­son nur daran ermes­sen, wie es mir ging, wenn ich unsere gemein­same Woh­nung betrat. Der Unter­schied zwi­schen vor­her und dem Moment, als ich auf sie traf, war der Unter­schied zwi­schen mei­nen Gefüh­len und ihrem emo­tio­na­len Zustand. Selbst wenn sie wirk­lich wütend oder sehr ängst­lich war, han­delte es sich äußer­lich nur um eine Nuance der Ver­än­de­rung. Ohne meine Prüf­in­stanz hätte ich ver­mut­lich immerzu gedacht, ihre Emo­tio­nen wären die meinen.

Den eige­nen Zustand abzu­fra­gen, klappt auch, wenn ich mir einen Moment Ruhe nehme, einen Ort auf­su­che, an dem ich alleine sein kann und in mich hin­ein­hor­che. Mit jedem Mal, mit dem ich das tue, fällt es mir leich­ter, mei­nen eige­nen Zustand abzu­fra­gen. Bei mir geschieht dies mitt­ler­weile auto­ma­tisch. Ich werde von mei­nem Unter­be­wusst­sein immer nur noch auf die Ver­än­de­run­gen hin­ge­wie­sen. Somit bekomme ich immer mit, wenn ich die Emo­tio­nen ande­rer Men­schen auf­nehme und in wel­chem Maß. Vor allem, wenn ich davon »über­schwemmt« werde, weiß ich genau, woher das stammt.

Sehr starke Emo­tio­nen kön­nen auch über das Netz­werk zum Höhe­ren-Ich getra­gen wer­den, sodass du nach dem Schla­fen oder Ruhen oder einer Medi­ta­tion mit frem­den Emo­tio­nen »erwachst«. Diese stam­men meist von Men­schen, mit denen du in einer engen Bezie­hung stehst. Meist denkst du gleich­zei­tig an eben diese Per­son. Hier setze ich mei­nen emo­tio­na­len Zustand vor der Ruhe­phase mit den Erfah­rungs­wer­ten bis­he­ri­ger Ver­än­de­run­gen gleich und komme eben­falls schnell zu einem Ergeb­nis. Solange ich keine auf­wüh­len­den Träume hatte, stammt diese emo­tio­nale Lage nicht von mir.

Wie grenze ich mich denn nun eigent­lich zu frem­den Emo­tio­nen ab? Hier hel­fen ver­schie­dene Tech­ni­ken zu ver­schie­de­nen Zeiten.

Weiß ich vor­her, dass ich in eine Situa­tion komme, in der viele unter­schied­li­che oder sehr inten­sive Emo­tio­nen auf mich war­ten, kann ich mich schüt­zen, indem ich mich vor­be­reite. Das Bei­spiel der Rit­ter­rüs­tung aus dem Abschnitt »Phy­si­sche Abgren­zung« hilft auch hier, wenn du die Rit­ter­rüs­tung mit einem Ener­gie­feld aus­stat­test, das Emo­tio­nen abweist.

Mir hel­fen ein Kopf­hö­rer und Musik, um die Wahr­neh­mung der Umge­bung ein­zu­däm­men und eine gewünschte Emo­tion durch ent­spre­chende Musik herbeizuführen.

Komme ich unver­mu­tet in eine Situa­tion, in der mir inten­sive oder viele Emo­tio­nen begeg­nen, ohne dass ich eine Vor­be­rei­tungs­zeit hatte, stelle ich mir einen Ener­gie­schild vor (wie aus Star Wars oder einer belie­bi­gen Sci­ence-Fic­tion Serie), der sich um mich herum auf­baut und die Emo­tio­nen drau­ßen abpral­len lässt. So ein Ener­gie­schild ist schnell auf­ge­baut und ein­satz­be­reit, schnel­ler, als eine Rit­ter­rüs­tung ange­zo­gen wer­den kann.

Stelle ich fest, dass ich bereits fremde Emo­tio­nen in mir trage, die ich gar nicht auf­neh­men wollte, dann hilft zunächst eben­falls die Vor­stel­lung des Ener­gie­schilds, um nach­rü­ckende Emo­tio­nen erst mal abzu­weh­ren. Dann stelle ich mir vor, ich nehme einen Besen zur Hand und kehre die Emo­tio­nen hin­aus. Han­delt es sich um hart­nä­ckige oder starke Emo­tio­nen, die mich zu über­wäl­ti­gen dro­hen, mache ich inner­lich eine Schubs­be­we­gung und denke laut NEIN!, wäh­rend ich stoß­ar­tig tief aus­atme. Meis­tens hilft das.

Tie­fes Atmen ist bei star­ken emo­tio­na­len Schwan­kun­gen immer eine gute Idee, da es nicht nur das Gehirn durch­lüf­tet, son­dern auch die Selbst­hei­lungs­kräfte und das Immun­sys­tem kurz­fris­tig stärkt.

Sollte nichts hel­fen, ver­su­che ich so schnell wie mög­lich der Situa­tion zu ent­kom­men und einen ruhi­gen Ort auf­zu­su­chen. Eine Toi­lette kann bereits hel­fen. In Ver­bin­dung mit der Aus­rede »Ich muss mal ganz drin­gend« ist das eine unan­greif­bare Rück­zugs­stra­te­gie. Auf der Toi­lette atme ich so lange tief durch die Nase ein und stoß­ar­tig aus dem Mund aus, bis es mir bes­ser geht.

Sich kom­plett abzu­schir­men ist manch­mal nicht sehr hilf­reich, beson­ders, wenn du mit den Men­schen dau­er­haft umge­hen oder mit ihnen arbei­ten musst. Das Ener­gie­schild­kon­zept kann um eine Ebene erwei­tert wer­den. Anstatt alle Emo­tio­nen abzu­blo­cken und zu reflek­tie­ren, kannst du den Schild so ein­stel­len (pola­ri­sie­ren), dass er nur die nega­ti­ven Emo­tio­nen blo­ckiert und/oder alle Emo­tio­nen ab einer bestim­men Stärke. Außer­dem kannst du ihn als Teil­schild auf­bauen und nur auf ein oder zwei Men­schen in der Umge­bung aus­rich­ten. Mit ein wenig Modu­la­tion und Übung sollte jed­wede Fil­ter­ein­stel­lung, die du dir aus­den­ken kannst, auch wirk­sam werden.

Es han­delt sich bei all dem nicht um spi­ri­tu­elle Tech­ni­ken oder Zau­be­rei, son­dern um eine Anpas­sung dei­ner Wahr­neh­mung durch deine Vor­stel­lungs­kraft. Viele Pro­zesse in uns las­sen sich bewusst steu­ern und umwan­deln. So kannst du mit der rich­ti­gen Ein­stel­lung zu dir und nach außen hin sprich­wört­li­che Berge versetzen.

Zur emo­tio­na­len Abgren­zung gehört auch, dass du dir nicht immer von allen Men­schen alle Pro­bleme anhö­ren musst. Du ent­schei­dest, wann es dir zu viel wird. Genauso musst du nicht stän­dig die volle Wucht Glücks­ge­fühle einer eupho­ri­schen Per­son ertra­gen. Selbst diese Emo­tio­nen sind anstren­gend auf Dauer, obwohl sie schön sind.

Auch hier will ich noch ein­mal beto­nen, dass eine dau­er­hafte emo­tio­nale Abschot­tung nach außen dich in dei­ner Ent­wick­lung behin­dert. Außer­dem wirst du von den dich umge­ben­den Men­schen nega­tiv wahr­ge­nom­men, wenn du kei­ner­lei Gefühls­re­gung nach außen durch­drin­gen lässt. Men­schen kom­mu­ni­zie­ren auf der emo­tio­na­len Ebene fast genauso viel, wie auf der sprach­li­chen Ebene. Unsere Emo­tio­nen steu­ern unsere Kör­per­spra­che. Eine leb­lose oder sehr kon­trol­lierte Kör­per­spra­che wirkt auf Andere immer unau­then­tisch. Authen­ti­zi­tät ist wich­tig, denn sie wirkt Ver­trauen erweckend.

Gehe also zunächst in dein inne­res Zen­trum und taste dich nach außen an deine emo­tio­na­len Gren­zen heran. Dann wage dich in klei­nen Schrit­ten immer mal über die Grenze hin­aus, nicht weit und nicht so, dass du dar­un­ter lei­dest. Wenn du das kon­ti­nu­ier­lich durch­hältst, dann erwei­terst du deine Gren­zen Schritt für Schritt.

<Äußere psy­chi­sche Grenzen Äußere ener­ge­ti­sche Grenzen>

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