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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

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Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

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Wahrnehmung und Schlussfolgerung

Im Nor­mal­fall ist unsere Wahr­neh­mung direkt an eine Bewer­tung mit­samt Schluss­fol­ge­rung gekop­pelt. Wir sehen, hören, schme­cken, rie­chen oder füh­len etwas und set­zen dies direkt mit etwas in einen Zusam­men­hang, das unse­ren Erfah­run­gen entspricht.

Zum Bei­spiel hörst du nachts ein knar­ren­des Geräusch und bekommst direkt Angst, weil du es mit einer Tür aus einem Hor­ror­film ver­bin­dest. Dabei war es nur die Gar­ten­pforte, die im Wind hin und her schwingt. Oder du siehst in einer lee­ren Straße drei schwarz geklei­dete, täto­wierte Kerle auf dich zukom­men und asso­zi­ierst sie sofort mit Schlä­ger­ty­pen. Als sie an dir vor­bei gehen, lächeln sie dich freund­lich an, weil sie zwar Metal­fans, aber an sich harm­lose Fami­li­en­vä­ter sind.

Genauso ergeht es uns mit gespro­che­nem Wort. Du hörst etwas und beginnst sofort damit, dem Gehör­ten einen Sinn zuzu­ord­nen. Meis­tens beginnst du sogar schon damit, bevor der Spre­cher aus­ge­spro­chen hat. Man­che Men­schen nei­gen dazu, bereits am Anfang des Gesag­ten auf den Schluss zu fol­gern und hören nicht mehr bis zum Ende zu. In allen Fäl­len kann es schnell zu Miss­ver­ständ­nis­sen kom­men. Denn oft stimmt das Ver­stan­dene nicht mit dem Gespro­che­nen über­ein. Da Gesprä­che im Nor­mal­fall im Ver­lauf wie eine Mauer Stein auf Stein auf­bauen, sind Zuhö­rer und Spre­cher schon nach weni­gen Mau­er­stei­nen getrennt. Der Sinn des Gesag­ten stimmt nicht mehr über­ein mit dem Sinn des Verstandenen.

Das­selbe geschieht eben­falls mit Hand­lun­gen. Han­delt jemand so, dass es außer­halb der nor­ma­len Erfah­rung mit die­ser Per­son liegt, dann inter­pre­tie­ren wir gerne Gründe in die Hand­lung hin­ein. Oft­mals natür­lich die Ver­kehr­ten. Stell dir vor, ein guter Freund lädt alle im Freun­des­kreis zu einer Party ein. Er schickt allen eine Karte mit Datum und Uhr­zeit. Nur du bekommst keine. Du erfährst es über eine Freun­din zufäl­lig, als du dich mit ihr auf einen Kaf­fee triffst. Jetzt gehen dir ver­schie­dene Sze­na­rien durch den Kopf, warum er dich nicht ein­ge­la­den hat. Womög­lich wegen des Streits, den ihr letz­ten Monat hat­tet, obwohl der bei­gelegt war. Oder viel­leicht hat er dich ver­ges­sen, was auch nicht beson­ders für eure Freund­schaft spricht.

Alle Wahr­neh­mun­gen ber­gen die Gefahr, dass du eine posi­tive oder neu­trale Bedeu­tung in eine nega­tive interpretierst.

Des­we­gen soll­test du deine Wahr­neh­mung immer von der Bewer­tung tren­nen. Das ist ganz ein­fach. Lass eine Wahr­neh­mung für sich ste­hen. Du bekommst also keine Ein­la­dung. Die Wahr­neh­mung endet hier. Bevor du irgend­wel­che Schluss­fol­ge­run­gen dar­aus ziehst, könn­test du ein­fach nur mit dei­nem Freund spre­chen, warum das so ist. In die­sem Bei­spiel würde sich her­aus­stel­len, dass deine Ein­la­dung in der Post ver­lo­ren ging.

In man­chen Fäl­len kön­nen hef­tige Streits aus sol­chen Situa­tio­nen erwach­sen. Gerade wenn miss­in­ter­pre­tierte Hand­lun­gen und Gesprä­che zusam­men auftreten.

Als Bei­spiel neh­men wir ein Ehe­paar, das einige Jahre ver­hei­ra­tet ist. Ent­ge­gen sei­ner nor­ma­len Ange­wohn­heit schreibt er ihr an die­sem Tag tags­über keine Nach­rich­ten per Mes­sen­ger. Sonst schreibt er kurze Texte oder schickt nur einen Kuss-Smi­ley, immer wenn er an sie denkt. Spät­nach­mit­tags schreibt er dann, dass er noch etwas erle­di­gen muss und des­we­gen spä­ter nach Hause kommt. Die Frau macht sich den gan­zen Tag über Gedan­ken, was die­ses Ver­hal­ten bedeu­ten könnte. Da unsere Gedan­ken­kreise dazu nei­gen, eher nega­tive Bah­nen zu zie­hen, denkt sie zunächst daran, dass ihm ja etwas Schlim­mes zuge­sto­ßen sein könnte und er sie des­we­gen nicht kon­tak­tie­ren konnte. Als seine kurze Nach­richt ein­trifft, dass er spä­ter kommt, denkt sie dar­über nach, dass er sie nicht mehr liebt und sich am Spät­nach­mit­tag viel­leicht mit einer ande­ren trifft. Als ihr Mann schließ­lich nach Hause kommt, ist sie mit nega­ti­ven Gedan­ken bela­den und macht ihm direkt Vor­würfe. Er ver­sucht ihr zu erklä­ren, was pas­siert ist, doch sie hört nur halb zu, da sie alles, was er sagt, in Rich­tung ihrer Ver­mu­tun­gen miss­in­ter­pre­tiert. Schließ­lich wird es ihm zu viel und das Gespräch stei­gert sich zu einem aus­ge­wach­se­nen Streit. Beide tren­nen sich von­ein­an­der und füh­len sich ange­grif­fen und miss­ver­stan­den. Sie wollte doch nur, dass er sich wie immer mit lie­ben Nach­rich­ten über Tag mel­det. Er hatte ein­fach einen stres­si­gen Tag mit einem Mee­ting nach dem ande­ren und hat nach Fei­er­abend noch ein Geburts­tags­ge­schenk für sie besorgt. Das will er ihr ja eigent­lich nicht verraten.

Die Stim­mung für die­sen und ver­mut­lich den Fol­ge­tag ist hinüber.

Wie kann man sol­che Situa­tio­nen ver­mei­den? Ganz ein­fach: Die Wahr­neh­mung, dass er nicht geschrie­ben hat, ein­fach ohne Bewer­tung ste­hen las­sen. Genauso die Ansage, dass er spä­ter nach Hause kom­men wird. Wenn er dann zu Hause ist, kann sie ihn neu­tral drauf anspre­chen, was denn los gewe­sen sei. Sie ist nicht auf­ge­regt, son­dern kann ganz in Ruhe sei­ner Erklä­rung zuhö­ren und sie unbe­ein­flusst verstehen.

Was aber, wenn man mit­ten im Streit bemerkt, dass die eigene Bewer­tung und Schluss­fol­ge­rung oder die des Part­ners falsch sein könnte? Man kann den Streit jeder­zeit ein­fach unter­bre­chen, indem man sagt: „Stopp, ich glaube, wir reden hier anein­an­der vorbei.“

Ein pro­ba­tes Mit­tel, die Situa­tion auf­zu­lö­sen, ist die Methode „auf den Berg stei­gen“. Dabei kann man sich wirk­lich erhöht set­zen, zum Bei­spiel auf die Sofa­lehne. Dann schaut man gemein­sam neu­tral auf die Szene hinab, die sich gerade im Raum abge­spielt hat und redet darüber.

Ich habe mir Sor­gen gemacht, weil du nicht wie üblich geschrie­ben hast. Des­we­gen war ich so auf­ge­bracht. Außer­dem dachte ich, du liebst mich nicht mehr und triffst dich mit einer ande­ren“, könnte sie sagen.

Er ant­wor­tet viel­leicht dar­auf: „Das kann ich ver­ste­hen, doch es waren ein­fach so viele Mee­tings heute, dass ich gar nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand. Außer­dem war ich wegen einer Über­ra­schung für dich unterwegs.“

So wird mit weni­gen Sät­zen die Situa­tion ohne über­bor­dende Emo­tio­nen aufgeklärt.

Die Tren­nung von Wahr­neh­mung und Bewer­tung hilft in vie­len Situa­tio­nen wei­ter. Die­ser kurze Moment, in dem du dich davon abhältst, die Wahr­neh­mung sofort zu bewer­ten, kann dein gan­zes Leben verändern.

Du lernst zum Bei­spiel eher Men­schen ken­nen, von denen dich eine sofor­tige Bewer­tung fern­ge­hal­ten hätte, wie Men­schen mit ande­rer Haut­farbe oder Behin­de­run­gen, Men­schen mit Tat­toos oder Men­schen, die bestimmte Klei­dung tra­gen, Men­schen, die sich nicht so arti­ku­lie­ren, wie du es gewohnt bist, die selt­sam spre­chen oder Sprach­feh­ler haben, oder Men­schen die nach Reich­tum aus­se­hen oder nach Armut, Men­schen, die selt­sam rie­chen oder in einer merk­wür­di­gen Ton­lage sprechen.

Sobald wir die Wahr­neh­mung von der Bewer­tung tren­nen, tren­nen wir uns womög­lich auch von Vorurteilen.

<Dua­li­tät Kopf und Herz

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

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