Ein unbesorgtes, beschwingtes, fröhliches Leben zu leben, ist ein Ziel der meisten Hochsensiblen. Die Leichtigkeit des Seins, nicht zu viele alltägliche Pflichten und Belastungen, die uns gefühlt beschweren und herunterziehen.
Wenn du dich nicht darum kümmern müsstest, Geld zu verdienen, könntest du doch so viel Schönes und Nützliches tun, erschaffen und bewirken. Wieso musst du dann auch noch, wenn du schon dein Geld verdienst, einen Wust an Formularen für die Steuer ausfüllen? Warum musst du dich um die Erledigung von administrativen Tätigkeiten wie Überweisungen, Geldverwaltung, Versicherungsoptimierung, Wechsel von Stromlieferanten oder Telekommunikationsverträgen kümmern, um Geld zu sparen? Warum musst du abwaschen, putzen, Wäsche waschen, staubsaugen, generell den Haushalt machen? Warum musst du im Job den ganzen Papierkram erledigen oder die tatsächliche Handarbeit, je nach Veranlagung? Warum musst du dich um Angelegenheiten kümmern, die dir nicht liegen?
Vom Grundsatz her sind wir Hochsensiblen besser dafür geschaffen, unseren künstlerischen Neigungen nachzugehen oder eine Berater- oder gar Führungsrolle einzunehmen. Da wir immer den Überblick haben und sehr gut darin sind, Menschen zu verstehen, zu fördern und nach ihren Begabungen einzusetzen, wären wir als Berater oder Vorgesetzte optimal. Leider wollen die meisten Betriebe keine mitfühlenden, selbst denkenden und Entscheidungen treffenden Mitarbeiter in Führungspositionen. Da die meisten Chefs größerer Unternehmen oder in der Verwaltung anders gestrickt sind, wollen sie lieber Menschen in den Managementpositionen wissen, die wie sie funktionieren.
Sind wir nicht mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet, damit wir uns die unliebsamen Tätigkeiten als Serviceleistung einkaufen und sie von anderen Menschen erledigen lassen können, belastet uns dies oft. Ich benötige wöchentlich etwa 6 – 12 Stunden für Haushaltsführung und private administrative Tätigkeiten, die ich viel besser mit Schreiben verbringen könnte. Davon hätte ich mehr, da ich die Beschäftigung liebe und meine Leser hätten langfristig mehr zu lesen. Zudem bin ich an einen Job gebunden, in dem ich mich nur bedingt wohlfühle, da viele Aufgaben anfallen, die mir nicht liegen. Diese erledige ich zwar zuverlässig, doch sie belasten mich. In derselben Zeit könnte ich wundervolle Konzepte ausarbeiten und umsetzen lassen. Optimierung ist eins meiner Hobbies, da fände ich jede Menge in meinem Job, das verbesserungswürdig ist. Doch ich komme nicht in die entsprechende Position dafür.
Als Schriftsteller hingegen bin ich mein eigener Chef und kann frei entscheiden, wo gerade meine Schwerpunkte liegen. Was muss ich als Nächstes tun, damit ich meine Berufung bestmöglich umsetzen kann? Hier halte ich mich an die Ratschläge meines Höheren-Ichs. Die Tätigkeiten, die ich nicht selbst erledigen kann oder will, gebe ich an andere weiter. Noch bin ich nicht in der Lage, ausreichend Geld mit diesem Job zu verdienen, doch wenn es soweit ist, werde ich mir jemanden suchen, der meine Einkommenssteuererklärung anfertigt und eine feste Partnerschaft für Coverdesigns und fürs Lektorat. Damit bleibt mir mehr Zeit für Kreativität. Schreiben, überarbeiten, neue Ideen entwickeln, Leserwerbung, selbst lesen. Das sind die Bestandteile meines Schaffens, die mir alle sehr wohl liegen. In diesem Teil meines Lebens kann ich die Leichtigkeit des Seins erreichen, denn die Texte und Ideen fließen nur so aus mir heraus. Ebenso verhält es sich mit dem Kochen, das mir unheimlich viel Spaß bereitet. Es ist eine ebenso kreative Arbeit wie die Schriftstellerei. Sollte ich irgendwann in der Lage sein, mir eine Reinigungskraft leisten zu können, werde ich sofort eine suchen. Mein Ziel ist es, die Tätigkeiten, die mir einfach nicht entsprechen und liegen, von anderen tun zu lassen und dafür die Zeit zu maximieren, in der ich in und an meiner Berufung arbeiten kann.
Daran ist nichts Verwerfliches. Die eigenen vier Wände zu reinigen erdet. Außerdem bringt es eine innere Reinigung mit sich. Die körperliche Tätigkeit bringt sozusagen die psychische Reinigung in Gang. Doch ich erde mich lieber durch Spaziergänge oder Radtouren, wo ich ebenso meinen Gedanken nachhänge und vieles für mich sortiere, verarbeite und zu guten Ergebnissen gelange. Dabei kann ich wunderbar meine Gedanken schweifen lassen, was mir neue kreative Energie und viele Ideen bringt. Natürlich gibt es auch Menschen, die sehr gerne putzen, da es ihrem Wesen entspricht. Deswegen ist meine Ansicht nur ein Beispiel.
Viele Menschen denken, dass sie alles selbst machen müssen, auch wenn ihnen die Tätigkeit nicht liegt. Wenn mein Dach kaputt ist, rufe ich den Dachdecker, wenn meine Heizung spinnt, beauftrage ich einen Heizungsmonteur, wenn mein Auto nicht mehr fährt, bringe ich es in eine Werkstatt. Warum muss ich dann meinen Papierkram, die erforderlichen Reinigungsarbeiten in meiner Wohnung oder sogar die Nahrungszubereitung selbst erledigen, wenn es mir nicht liegt? Gibt es dafür einen plausiblen Grund, außer: Ich kann mir das nicht leisten? Du kannst dich umhören, ob jemand gerne eine Tätigkeit verrichtet, die du nicht magst, und du dieser Person dafür eine Arbeit abnehmen kannst, die dir gefällt. Für solche Tauschaktionen gibt es vielerorts bereits Gruppen, die untereinander Zeit tauschen. Bügelst du zwei Stunden meine Hemden, reinigt der Nachbar dir zwei Stunden lang deine Dachrinne und fegt den Hof. Wenn er einen defekten Computer hat, repariere ich ihn und bekomme meine zwei Stunden wieder gutgeschrieben.
Oder resultiert deine Erwartungshaltung, alles selbst zu tun, aus deinem Freundes- und Kollegenkreis? Vielleicht ist es ein Glaubenssatz, den du durch deine Familie mitbekommen hast? Dann solltest du überdenken, ob es deine Zeit wert ist, das zu tun, was andere von dir erwarten. Denn Zeit ist das einzige Gut, von dem wir nicht mehr bekommen und das man nicht anhäufen kann. Sie wird mit fortschreitendem Alter immer wertvoller.
Lässt du dich noch von deiner Berufung abhalten, indem du Dinge tust, die dir nicht liegen, obwohl du sie anderen überlassen könntest?
In dieser Zeit kann ich lieber schreiben, Menschen helfen oder meine Batterien aufladen und meine Überreizung abbauen. Das ist mir wichtiger als putzen und Steuererklärungen ausfüllen.
<Streits – Du kannst sie nicht gewinnen | Emotionsvampire> |
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Ich bitte Sie, das Vorwort und das Kapitel Selbstentwicklung zu lesen, bevor Sie fortfahren.