M

Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Inhaltsverzeichnis

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Dualität Kopf und Herz

Ich habe im Laufe mei­nes Lebens viele Men­schen sehr inten­siv ken­nen­ge­lernt, da es meine Art ist, gut zuzu­hö­ren und auf Men­schen ein­zu­ge­hen. Wie oft im Leben hat sich hier eine wei­tere Dua­li­tät erge­ben, deren bei­den Pole sich wie Yin und Yang gegen­sei­tig beeinflussen.

Viele Men­schen pen­deln zwi­schen ihrem Her­zen (Liebe, Gefühle, Neu­ge­bo­re­nen-Ich) und ihrem Kopf (Ego, Ängste, Erwach­se­nen-Ich) hin und her. Emo­tio­na­li­tät und Ratio­na­li­tät kämp­fen um die Vor­herr­schaft in uns.

Frü­her war ich selbst ein sehr ratio­na­ler Mensch. Ich glaubte das, was die Wis­sen­schaft erklä­ren konnte, und zwei­felte an dem, was uner­klärt blieb. Davor wurde ich streng katho­lisch erzo­gen. Diese dog­ma­ti­sche Prä­gung konnte ich jedoch nach und nach able­gen. Als ich aus der Puber­tät her­aus und in meine erste Woh­nung ein­ge­zo­gen war, war nicht mehr viel übrig von mei­nem Gefühl. Ich unter­drückte es, wo ich konnte, und gewährte dem Kopf die Allein­herr­schaft in mei­nem Leben. Dies ent­wi­ckelte sich zu einem gro­ßen Pro­blem. Zum einen traf ich fort­wäh­rend schlechte Ent­schei­dun­gen, da ich ent­we­der zu vor­schnell ent­schied, wenn ich etwas begehrte, und zu lange zögerte, wenn ich mir unsi­cher war. Dinge, die ich drin­gend benö­tigte, schob ich weit von mir weg, und Dinge, die ich begehrte, die aber im Grunde unnütz für mich waren, zog ich um jeden Preis heran. Das endete in einem kata­stro­pha­len Fiasko, aus dem ich zum Glück gestärkt und geläu­tert her­aus­kam. Es kos­tete mich sie­ben Jahre, diese Schleife zu durch­lau­fen. Heute möchte ich die Erfah­rung nicht mehr mis­sen, denn sie gehört zu mir und hat mich geformt.

Das zweite Pro­blem, mit dem ich mich her­um­zu­schla­gen hatte, waren meine Seele und mein Herz, die inner­lich ver­küm­mer­ten. Das erzeugte eine Depres­sion, die mich in die­ser Zeit stets begleitete.

Zum Drit­ten gab es stän­dig Zusam­men­hänge und Ereig­nis­ket­ten, die ich wahr­nahm und die sich wis­sen­schaft­lich nicht erklä­ren lie­ßen. Diese ver­drängte ich, da sie eben nicht ratio­nal waren.

Der Kopf hat gegen­über dem Gefühl den Nach­teil, dass er sich vor­treff­lich dazu eig­net, Zwei­fel und Ängste zu ent­wi­ckeln. Das Herz weiß ein­fach, was es will. Der Kopf beher­bergt eine Ansamm­lung von erlern­ten Fak­ten, die man hin und her bewegt, bedenkt und bewer­tet. Dabei ent­steht meist ein Woll­knäuel, das bei län­ge­ren Ent­schei­dungs­zy­klen gigan­ti­sche Aus­maße anneh­men kann.

Das Gehirn erzeugt Zwei­fel, Beden­ken und Ängste, außer es wird von Lust, Lei­den­schaft und Begeh­ren gesteu­ert. »Ich will aber dies und jenes!« »Das muss aber so oder so sein und pas­sie­ren!« Das sind typi­sche Kopfsprüche.

Im Grunde genom­men steht der Kopf genau unse­ren wah­ren Bedürf­nis­sen gegen­über. Denn Gier und Zwei­fel, das Haben-Wol­len und das Schlimme-Dinge-Pas­sie­ren-Wenn las­sen unsere ein­fachs­ten Bedürf­nisse unbe­frie­digt. In der Psy­cho­lo­gie ist bekannt das 90 % aller Ängste und Sor­gen, die der durch­schnitt­li­che Mensch in sei­nem Leben hat, nicht in Erfül­lung gehen. Den Ängs­ten und Sor­gen nach­zu­hän­gen, ist also wenig ziel­füh­rend. Es hält dich nur davon ab, das zu tun, was dir entspricht.

Schießt sich der Kopf auf etwas ein, kommt es dar­auf an, wie er aus­ge­legt ist. Ist er ein Stur- oder Dick­kopf sucht er sich eine Rich­tung aus und geht sie ent­lang, egal was da kommt. Dabei nimmt er keine Rück­sicht auf seine eigent­li­chen Bedürf­nisse oder die Bedürf­nisse ande­rer. Er igno­riert alle Hin­der­nisse. Wenn es Mau­ern gibt, rennt er so lange dage­gen, bis er sie durch­bricht oder selbst an ihnen zer­bricht. Er ist bei­nahe zwang­haft in sei­nem Han­deln, sehr vor­her­seh­bar für Men­schen mit Erfah­rung und Menschenkenntnis.

Der ängst­li­che Kopf zer­denkt erst alles und fin­det viele Argu­mente, nichts zu tun. Dabei über­sieht er eben­falls seine wirk­li­chen Bedürf­nisse und redu­ziert sich bis auf sei­nen inners­ten Kern, wo er sich in einen selbst gebau­ten Käfig ein­sperrt, um auch noch die letz­ten Gefah­ren aus­zu­sper­ren. Er darbt vor sich hin und ver­sagt sich selbst alles, was ihn auch nur im Gerings­ten in Gefahr brin­gen könnte. Aus Erfah­rung weiß ich, dass dies bei­nahe alles auf die­ser Welt sein kann, ange­fan­gen bei Nah­rung, Ver­kehr, Wet­ter, bis hin zu Ver­bre­chern, die einen unan­ge­kün­digt nie­der­stre­cken könnten.

Dage­gen hat der Mensch, der nur nach sei­nem Gefühl lebt, ohne die­ses ein wenig zu steu­ern, ganz andere Pro­bleme. Das Herz kennt nichts Schlech­tes, es ist das reine Gute. Wer nur sei­nem Her­zen folgt, der wird oft aus­ge­nutzt, ist zu gut für diese Welt und täuscht sich ent­we­der oft in Men­schen oder ist sehr naiv im Umgang mit ihnen. Die Ver­let­zun­gen, die sol­che Men­schen von sich tra­gen, sind tief, so dass sie sich oft in sich zurück­zie­hen so weit in ihren Mit­tel­punkt, dass sie sich ganz von der Mensch­heit abschot­ten und sich nur noch mit Gleich­ge­sinn­ten umge­ben. Das Herz weiß zwar, was es will, doch es ver­fügt nicht über aus­rei­chend Schutz­me­cha­nis­men. Hinzu kommt, dass es sich oft in Schö­nes ver­liebt. Es schwelgt dann über­schwäng­lich in dem, was es gerade stark liebt, und sieht die Gefah­ren links und rechts vom Weg nicht mehr. Es wird schnel­ler Opfer sei­ner Umwelt als der zwei­felnde Kopf, der über­all Gefah­ren sieht.

Nun denkst du sicher­lich, die Lösung liegt in der gol­de­nen Mitte, wie immer, zwi­schen Kopf und Herz. Da gibt es dann noch die dritte Vari­ante von Men­schen, die sowohl mit dem Kopf und dem Herz leben, jedoch beide nicht in Ein­klang brin­gen. Wie äußert sich das? Ganz ein­fach. Sie wir­ken zer­ris­sen, heute so mor­gen anders.

Springt der Kopf zuerst an, dann denkt er in ewi­gen Schlei­fen und wird als Dick­kopf alles Ungute außer Acht las­sen, als ängst­li­cher Kopf alles schlecht den­ken. In jedem Fall wird das Herz so lange unter­drückt, bis es nicht mehr geht, um dann umzu­schwen­ken und alles noch ein­mal mit dem Her­zen zu erfüh­len und sich von den Gedan­ken zu lösen.

Wenn das Herz zuerst über­nimmt, stürmt es begeis­tert los und beginnt etwas Neues mit vol­lem Ener­gie­ein­satz. Es über­hört die Beden­ken des Kop­fes, der es ermahnt, mit Ruhe und Aus­dauer an die Sache her­an­zu­ge­hen. Doch im Laufe der Zeit wer­den der Kopf und die Gedan­ken grö­ßer und stär­ker. Der Mensch denkt oft über das, was er tut nach, und hegt immer mehr Beden­ken. Wenn jene so gewach­sen sind, dass genü­gend Zwei­fel und Ängste vor­han­den sind, bricht der Mensch sein Tun abrupt ab.

In bei­den Fäl­len füh­len sich die Betrof­fe­nen von ihrer Umge­bung unver­stan­den. Auf Grund der häu­fi­gen Sin­nes­wan­del ist dies nicht erstaun­lich. Die Leute um sie herum haben ja den Pro­zess des Zer­den­kens oder des Nach­füh­lens nicht mit­be­kom­men und sind erstaunt über das unstete Verhalten.

Zwi­schen die­sen bei­den Extre­men lie­gen wie immer jede Menge Mischungen.

Wie komme ich aus die­sem Dilemma heraus?

Es ist eigent­lich ganz ein­fach und benö­tigt ledig­lich ein wenig Zeit und Geduld. Wenn du dich hier wie­der­erkannt hast, dann ärgere dich nicht. Du bist, wie du bist, und hast immer die Mög­lich­keit, dich zu entwickeln.

Die Lösung besteht aus drei Schrit­ten: Erkennt­nis, Vor­stel­lung und Umset­zung. Wich­tig dabei ist, dass du immer acht­sam vor­gehst. Habe Geduld mit dir selbst und mit dei­nen Bedürf­nis­sen. Liebe dich und nimm deine Schwä­chen an.

Die Erkennt­nis ist dir viel­leicht jetzt gekom­men oder sie schwingt schon län­ger in dir mit. Wenn du fest­ge­stellt hast, wel­cher Typus oder wel­che Mischung in dir steckt, dann akzep­tiere sie und kämpfe nicht plötz­lich dage­gen an. Liebe dich so, wie du bist. Jeder hat andere Pro­bleme und Schwä­chen. Du darfst deine ganz Eige­nen haben. Das ist dein gutes Recht. Wenn dir eine Eigen­schaft nicht gefällt, dann schaue sie dir genau an. Schau dir an, wie sie funk­tio­niert, in wel­chen Momen­ten sie auf­tritt und zum Tra­gen kommt und in wel­chen Momen­ten Höhe­punkte und Wen­de­punkte auf­tre­ten. Der Höhe­punkt ist der Moment, wenn dich dein Ver­hal­ten am meis­ten selbst nervt. Der Wen­de­punkt ist der Moment, in dem du Gegen­maß­nah­men ergreifst. Wenn du die drei Punkte erfasst hast, sind sie dir für immer bewusst. Start­punkt, Höhe­punkt, Wen­de­punkt. Nimm alles als dein momen­ta­nes Ich an. Sie sind Teil von dir.

Der zweite Schritt ist ganz ein­fach. Stell dir mit dem Kopf und dem Her­zen vor, wie du gerne sein möch­test. Stell dir vor, wie du eigent­lich in sol­chen Momen­ten han­deln möch­test. Stell dir vor, was du füh­len wirst und was du denkst. Das wie­der­holst du am bes­ten drei­mal am Tag min­des­tens 21 Tage lang. Man sagt, dass jede Hand­lung inner­halb von 3 Wochen zur Gewohn­heit wird.

Wenn du mehr dei­nem Her­zen fol­gen möch­test, dann stell dir vor, wie du dich mit ihm an einen Tisch setzt und über seine Bedürf­nisse sprichst. Es darf nur nicht die Ober­hand gewin­nen. Wenn du mehr dei­nem Kopf fol­gen möch­test, tust du das­selbe mit dei­nem Kopf. Besprich mit ihm, dass er dir seine Beden­ken stär­ker mit­teilt, ohne die Kon­trolle zu über­neh­men. Beide Teile sol­len bit­te­schön auf Augen­höhe zusammenarbeiten.

Im Ide­al­fall fragt dein Kopf dein Herz, wel­che Bedürf­nisse du eigent­lich hast. Es spielt das BRAUCHEN eine Rolle, das WOLLEN sollte im Hin­ter­grund ste­hen. Dann stellt dein Kopf ein­fach nur fest, wel­che Hin­der­nisse und Gefah­ren auf­tre­ten könn­ten. Nur die Wich­tigs­ten. Alle kann er sowieso nicht beden­ken. Oder du fängst anders­herum an. Dein Herz möchte etwas und fragt beim Kopf die Hin­der­nisse und Gefah­ren an. Beide set­zen sich zusam­men an einen Tisch und über­le­gen, was das Beste für dich ist, ohne sich zu strei­ten und ohne den jeweils ande­ren kon­trol­lie­ren zu wol­len. Sei acht­sam und höre gut in dich hin­ein. Denke nicht zu lange dar­über nach und wenn du merkst, dass die Beden­ken über­wie­gen (Kopf) oder dass sie unter­drückt wer­den (Herz), halte inne und fang von vorne an. Denn in die­sem Moment über­nimmt ein Part die Kon­trolle über den anderen.

Nun kom­men wir zum drit­ten Punkt. Du besitzt nun die Erkennt­nis, wann deine Schwä­chen zum Tra­gen kom­men und wie sie ver­lau­fen. Außer­dem hast du eine Vor­stel­lung davon, wie das Ganze eigent­lich ver­lau­fen sollte, damit du dei­nen Bedürf­nis­sen gerecht wirst. Wenn dir die Ent­schei­dung schwer fällt, schlafe ein­fach drü­ber und über­gib deine Argu­mente dem Höhe­ren-Ich. Es wird deine Gedan­ken und Gefühle ins Netz hoch­la­den und eine ent­spre­chende Ant­wort erhal­ten, die für dich rich­tig ist. Wenn du am nächs­ten Mor­gen acht­sam in dich hin­ein horchst, soll­test du ein Gefühl und Gedan­ken emp­fan­gen kön­nen. Je nach­dem wie sie aus­fal­len, kannst du die Ent­schei­dung treffen.

Das hört sich jetzt auf­wän­dig und anstren­gend an, nicht wahr? Ist es am Anfang auch. Du wirst Rück­schläge erle­ben und dich über dich selbst ärgern und auf­re­gen. Doch sobald dir die Mecha­nis­men bewusst sind und du sie ein­setzt, wird es bes­ser als zuvor. Mit jedem Mal, mit dem du diese Tech­nik ein­setzt, wird es dir ein­fa­cher fal­len. Die Erfolge wer­den dich sehr erfreuen. Bleib ein­fach dabei und lass dich nicht von Miss­erfol­gen ent­mu­ti­gen. Nie­mand ist sofort ein Meis­ter, jeder muss üben. Nach eini­ger Zeit wirst du Kopf und Herz so in Ein­klang gebracht haben, dass die Ent­schei­dun­gen blitz­schnell von Stat­ten gehen und in dei­nem urei­ge­nen Inter­esse sind und deine wirk­li­chen Bedürf­nisse decken. Du wirst viel glück­li­cher und zufrie­de­ner sein und das Leben wird für dich viel einfacher.

<Ent­schei­dungs­hilfe  Wahr­neh­mung und Schlussfolgerung>

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Vielen Dank an über 50.000 Leser!

Taschenbuch
E-Book
Cover von Achtsam zum Urvertrauen auf einem Tablet
Ebook Kaufen bei Amazon.de