Das Höhere-Ich bildet den Zugriffspunkt unserer inneren Familie zum Netzwerk, das alles Leben des Universums miteinander verbindet. Dieses Netzwerk hat viele Namen: Gott, Allah, Jehova, Energiematrix, Mutter Erde, das kollektive Bewusstsein, ganz wie du möchtest. Es ist ganz gleich, welchen Namen du dafür benutzt. Wir Hochsensiblen sind dazu in der Lage, dieses Netzwerk besser als Normalsensible wahrzunehmen und zu nutzen. Viele Hochsensible (aber nicht nur) streben in der Regel danach, den Sinn des Lebens herauszufinden. Wir suchen nach etwas Höherem, das uns leitet. Wir suchen nach Antworten auf die ungelösten Fragen. Dies kannst du spirituell angehen oder auch wissenschaftlich. Die gesamte Wissenschaft arbeitet darauf hin, die Fragen zu lösen, woher wir kommen und was unser Ziel ist. Ganz im Gegensatz zu den Philosophen und Gläubigen nicht über die geistige Ebene, sondern über die physikalische. Auch wenn du Religion, Philosophie oder Esoterik ablehnst und an die Wissenschaft »glaubst«, dann treibt dich wahrscheinlich derselbe Gedanke an: »Warum bin ich und was soll ich hier, wozu das alles?«
Das Höhere-Ich steuert dieses Bedürfnis nach Antworten und Erklärungen, indem es sich des allumspannenden Netzwerks bedient.
Du hast bestimmt schon einmal erlebt, dass du einer vollkommen fremden Person begegnest und das Gefühl hast, du hättest eine Verbindung zu ihr? Bist du diesem Gefühl schon einmal nachgegangen und hast herausgefunden, dass ihr euch sehr gut versteht und Geschwister im Geiste oder Seelenverwandte sein könntet? Hattest du nach kurzer Zeit bereits das Gefühl diesen Menschen schon eine Ewigkeit zu kennen?
Ich habe einmal einen Bericht gelesen, nachdem die Verknüpfung von Menschen rein zufällig geschehen würde. Du gehst in eine Bar oder auf eine Party und triffst jemanden. Du unterhältst dich nett mit ihm und beschließt, dass du sein Freund werden willst. Wenn das auf Gegenseitigkeit beruht, dann werdet ihr Freunde.
Andererseits werden in alten buddhistischen und in taoistischen Schriften Theorien dargelegt, dass Menschen bereits von Geburt an mit Fäden untereinander verknüpft sind. Das bedeutet, du hast ein Netzwerk von Menschen, denen du in deinem Leben begegnen und mit denen du engere Beziehungen eingehen wirst. Je nachdem, welche Entscheidungen, du im Laufe deines Lebens triffst, können Ort und Zeit der Begegnung variieren. Diesen Menschen wirst du auf jeden Fall dann begegnen, wenn du soweit bist, von ihnen das zu lernen, was du lernen kannst. Es gibt auch für jede Lektion mehrere Menschen, die sie dir erteilen können. Diese Lektionen wirken sich immer in beide Richtungen aus. Der Mensch, dem du begegnest und mit dem du engere Bande knüpfst, wird aus der Begegnung mit dir ebenso lernen.
Dieses Netzwerk mit seinen unendlich vielen Knotenpunkten ist gemeint, wenn ich vom Netzwerk spreche. In der modernen Gesellschaft ist das Bild des Internets eine Sache, die dem Höheren Netzwerk nahekommt.
Das Höhere-Ich hat einen direkten Zugriff auf dieses Netz. Allerdings nur, wenn das Bewusstsein (Erwachsenen-Ich) ausgeschaltet oder gedimmt ist. Ausgeschaltet ist es während des Schlafs, gedimmt während einer Meditation, wenn du »deinen Gedanken nachhängt« oder während des Sports. Deswegen bekommen so viele Hochsensible die tollsten Ideen morgens nach dem Erwachen, nach einem Nickerchen am Nachmittag, beim Spaziergang, Radfahren, Rudern oder Laufen, Meditieren, in der Sauna oder während der Yogastunde.
Während das Neugeborenen-Ich zufrieden ist und sich sicher fühlt und das Erwachsenen-Ich sich nicht einmischt, werden vom Höheren-Ich Daten ins Netzwerk geladen und andere Daten daraus empfangen. Das hört sich wirklich nach Esoterik an, ist aber eine Tatsache. Du willst Beweise? Wie oft hast du schon bei einer größeren Entscheidung drüber geschlafen, um abzuwarten, was für ein Gefühl du bei der Sache hast? Oder wie oft hattest du richtig gute Ideen, während des Sports? Wie oft wusstest du plötzlich die Lösung für Probleme, besonders mit anderen Menschen, wenn du gerade allein spazieren gingst?
Die Antworten des Höheren-Ichs auf die Fragen, die du ihm stellst, erreichen dich häufig als Gefühl, entweder gut oder schlecht. Wenn du die Wahrnehmung dieses Gefühls trainierst, dann stärken sich die Eindrücke, die mitgeliefert werden. »Das ist ja so wie damals, als ich den Gebrauchtwagen erstanden habe. Da hatte ich dasselbe schlechte Gefühl und der Wagen war dauernd kaputt. Da hatte mich der Händler richtig über den Tisch gezogen.« Oder: »Diese Person erinnert mich total an meine Tante, die ich so sehr mag. Obwohl Aussehen, Körpersprache, Geruch und Stimme komplett anders sind, hat sie dieselbe liebe Ausstrahlung. Der kann ich bedenkenlos vertrauen.«
So wie das Erwachsenen-Ich Falschheiten an und Lügen von Personen sofort durchschauen kann, kann das Höhere-Ich die Ausstrahlung einer Person blitzschnell erfassen.
Wenn du dich einmal ehrlich beobachtest und deinen Gefühlen nachgehst, wirst du feststellen, dass sich diese Gefühle bewahrheiten.
Ein Beispiel: Ich habe vor einiger Zeit das Foto einer Frau auf einer Internetplattform angesehen. Sofort erfasste mich ein starkes Gefühl, dass ich sie anschreiben muss. Dieses Gefühl basierte nicht auf körperlichen Begehrlichkleiten, sondern war eine starke Anziehungskraft, wie bei einem Magneten. Auf meinen ersten Text hat sie keine Reaktion gezeigt, was normalerweise der Punkt ist, an dem ich es auf sich beruhen lasse. Nach einigen Wochen stolperte ich wieder über ihr Foto und hatte dasselbe Gefühl erneut. Es war so stark, dass ich ihm nicht widerstehen konnte. Auch auf meine zweite Nachricht bekam ich keine Reaktion. Ich stellte mein Gefühl infrage und nahm mir fest vor, ihr nicht noch einmal zu schreiben. Doch einige Wochen später wachte ich auf und hatte wieder das dringende Gefühl, dass ich sie noch ein drittes Mal anschreiben sollte. Diesmal reagierte sie. Wir haben uns in den nächsten Wochen fast täglich Mails mit jeweils 3 – 5000 Worten (5 % eines 400 Seiten Romans!) hin und her geschrieben und dann angefangen, miteinander in Echtzeit zu kommunizieren. Bei unserem ersten Treffen waren wir uns sofort sympathisch und mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass wir so viel gemeinsam haben, dass wir Fragen beantworteten, die der Andere gerade stellen wollte, und die Gedanken des Anderen zu Ende führen konnten. Die Hartnäckigkeit meines Gefühls hat sich ausgezahlt, denn wir führen eine tiefgründige Freundschaft und verstehen einander sehr gut.
Dabei ist meine Handlungsweise weitab meiner normalen Reaktionen gewesen. Solche »Zufallsketten« könnte ich endlos aufzählen, denn in meinem Leben passieren sie ständig, solange ich auf mein »Gefühl« oder Höheres-Ich höre. Das, was ich benötige, bekomme ich immer zur rechten Zeit und so, dass ich es mir auch finanziell leisten kann. Genauso geht es mir mit Menschen. Ich treffe oft auf Menschen, die mich in meiner Entwicklung ein Stück voranbringen und dann wieder aus meinem Leben verschwinden. Manchmal innerhalb kürzester Zeit. Doch der Moment besitzt für mich einen immensen Wert.
Psychologen beharren darauf, dass Menschen dazu neigen, sich im Nachhinein alles so zu erklären und hinzubiegen, dass es einen Sinn ergibt. Angeblich soll dies daraus resultieren, dass wir darauf »programmiert« sind, überall Geschichten zu sehen und uns diese selbst zu erzählen. Also deuten wir uns Vorkommnisse im Nachhinein so zurecht, dass sie in eine Geschichtenform passen. Wenn jemand widerspricht, dass er das für sich nicht so empfindet, sondern dass wirklich alle Dinge ineinanderpassten, dann wird ihm gesagt, dass sein Gehirn die Erinnerungen so anpasst, dass er meine, alles würde ineinandergreifen. Das ist eine bequeme Art der Erklärung für Psychologen, damit sie sich nicht weiter anstrengen müssen, das Phänomen wirklich zu erforschen und fallbasiert zu bearbeiten. Sie erklären den Menschen einfach für plemplem und setzen Medikamente oder eine Behandlung an, die ihm gar nicht helfen kann. Das Problem der meisten Hochsensiblen ist einfach, dass sie nicht wissen, dass ihre Wahrnehmung in allen Bereichen erweitert ist.
Ich habe mit einigen Hochsensiblen gesprochen, die jahrelange psychologische Behandlung, Medikation und Therapien hinter sich hatten, die keine Wirkung zeigten, sondern die Lage nur verschlimmerten. Sobald sie über das Thema Hochsensibilität gestolpert waren und sich eingehend damit beschäftigt hatten, ging es ihnen wie von Zauberhand (sie hatten natürlich einen Prozess der Verarbeitung hinter sich) auf einmal gut und sie kamen mit sich und ihrem Leben zurecht. Der Aspekt »Höheres-Ich« kann von den Naturwissenschaften noch nicht erforscht werden, da die notwendigen Instrumente momentan nicht zur Verfügung stehen. Die Psychologie rät in großen Teilen ihrer wissenschaftlichen Basis herum, da die notwendigen Studien gerade beginnen oder noch laufen und keine Langzeitergebnisse vorliegen. Im Fall Hochsensibilität sind beide keine Hilfe.
Aber das Gute daran ist, dass wir, wenn wir unsere drei Ichs in Einklang bringen, zweifelsfrei für uns feststellen können, dass das alles Wirklichkeit ist und sowohl die beiden offensichtlichen Ichs als auch das Höhere-Ich existieren.
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Ich bitte Sie, das Vorwort und das Kapitel Selbstentwicklung zu lesen, bevor Sie fortfahren.