Durch die erweiterten Sinne nimmst du mehr Details auf und verarbeitest diese auch gründlicher. Du stellst Verbindungen her und erarbeitest Schlussfolgerungen, die anderen entgehen. Hier meine ich keine Verschwörungstheorien oder ähnlichen Quatsch, sondern alltägliche Zusammenhänge. Solltest du über eine erweiterte Empathie-Fähigkeit verfügen, spürst du schlechte Emotionen viel früher als andere.
Wie ein Erdbebenmessgerät nimmst du bereits die leisesten Erschütterungen wahr. Während andere noch denken, dass alles in Ordnung ist, spürst du bereits die Unstimmigkeiten in Beziehungen oder die Veränderung der Verhaltensmuster von Menschen in deiner Umgebung. Lügt jemand mehr als sonst? Ist jemand gereizter oder schlechter gelaunt? Passen Sprache und Körpersprache nicht mehr zusammen? Lange bevor jemand anderes dies bemerkt, siehst du schon die Auswirkungen. Du spürst das leichte Vorbeben, bei dem nur deine Füße beginnen zu kribbeln, während die anderen erst das Erbeben ab Stärke 4 spüren, wenn bereits die Gläser auf dem Tisch laut klirren und die Türen zuschlagen.
Durch unsere Wahrnehmung sind wir Frühwarnsysteme. Wir spüren nicht nur die Veränderung einzelner, sondern auch Unstimmigkeiten in Systemen wie der Familie, dem Freundeskreis, der Abteilung oder Firma lange bevor es knallt. Wenn wir mit uns im Reinen sind, nicht an unseren Fähigkeiten zweifeln und in unserer Mitte stehen, können wir eingreifen und die Situation entspannen, damit es erst gar nicht zu einem Knall kommt. Selbst wenn wir nicht selbst betroffen sind, können wir durch unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit herausfinden, was vor sich geht und die einzelnen Betroffenen darauf hinweisen, was unserer Meinung nach vorgeht. Wir können Ihnen beratend zur Seite stehen oder als Schlichter auftreten. Andererseits können wir den Vorteil auch für uns nutzen und eine neue Arbeitsstelle suchen, bevor die neue Firmenpolitik greift oder die Firma gar verkauft wird. Wir können den Freundeskreis verlassen, bevor er vergiftet ist und sowieso auseinanderfällt. Bei der Familie wird es schwieriger. Sich schnell mal eine neue Familie suchen, funktioniert nicht so gut.
Zumeist lassen sich Unstimmigkeiten, werden sie erst einmal ans Tageslicht gebracht, schneller lösen, als wenn es erst zur Eskalation kommt. Schenkt man einem Thema, Zwist oder Meinungsverschiedenheiten erst einmal Aufmerksamkeit, sorgt genau diese meist bereits für eine Klärung der Angelegenheit. Die meisten negativen zwischenmenschlichen Stimmungen kommen durch das Gefühl einer Partei auf, nicht wie gewünscht behandelt zu werden, und lassen sich durch eben solche Behandlung wieder auflösen. Die meisten Menschen wünschen sich lediglich Beachtung und Zustimmung oder zumindest Wohlwollen. Wenn beide Parteien dies erbringen können, besteht gar kein Problem. Selbst Neidgefühle oder das Gefühl, übergangen oder zurückgesetzt worden zu sein, lassen sich meist in einem konstruktiven Gespräch lösen. Genau dasselbe gilt für Ausgrenzung und Mobbing. Notfalls müssen die beiden Streitparteien eben unterschiedliche Wege gehen, sofern keine Einigung möglich ist. Doch wenn man früh genug auf die Missstände hinweist, gestaltet sich eine Lösung einfacher.
Deswegen traue dich doch, deine Sensibilität für andere einzusetzen, um ihnen eine besser Chance der Krisenbewältigung zu ermöglichen.
<Widersprüchlichkeiten | Warum hören HSP zu?> |
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Ich bitte Sie, das Vorwort und das Kapitel Selbstentwicklung zu lesen, bevor Sie fortfahren.