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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Inhaltsverzeichnis

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Überreizt und nun?

Als hoch­sen­si­bler Mensch wirst du höchst­wahr­schein­lich gerade in jun­gen Jah­ren dazu nei­gen, dich zu über­for­dern. Du befin­dest dich in einer Aus­bil­dung oder einem Stu­dium samt Neben­job. Hinzu kom­men noch Tref­fen mit Freun­den, Shop­ping­tou­ren durch die Ein­kaufs­zen­tren der Städte und Fes­ti­val­be­su­che. Bei­nahe jedes Wochen­ende gehst du frei­tags und sams­tags fei­ern und trin­ken. Am Sonn­tag trifft sich die Fami­lie zum Essen und einem Ausflug.
Sonn­tag­nach­mit­tags brichst du dann im Bett zusam­men und weißt nicht mehr, wie du am Mon­tag noch arbei­ten sollst. Am liebs­ten wür­dest du dich krank­mel­den und erst mal drei Tage schlafen.
Selbst an einem ein­zi­gen Wochen­tag kannst du dich prima überreizen.
Mor­gens auf­ste­hen, schnell zur Arbeit fah­ren, da du lie­ber erst im letz­ten Moment auf­stehst. Schließ­lich ist aus­schla­fen wich­tig. So fängt der Tag bereits mit Stress und Hek­tik an. Auf dem Weg zur Arbeit über­legst du schon ein­mal, was du heute unbe­dingt alles schaf­fen musst. Sobald du ange­kom­men bist, arbei­test du sofort los.
Büro­hengste (und ‑stu­ten): Bis zur Mit­tags­pause ist schon ein wenig erle­digt, doch auf dem Schreib­tisch sta­peln sich noch jede Menge Arbeits­auf­träge. In der Zwi­schen­zeit kommt der Chef vor­bei und ver­langt noch zwei Zusam­men­stel­lun­gen von Quar­tals­da­ten. Das hat zwar noch Zeit, sagt er, aber du erle­digst das am bes­ten sofort, damit der Chef zufrie­den mit dir ist und du es nicht ver­gisst. In der Mit­tags­pause gehst du mit den Kol­le­gen in der Kan­tine oder in einem Restau­rant essen. Du möch­test schließ­lich mit­be­kom­men, was es so Neues in der Firma gibt, schließ­lich willst du kein Außen­sei­ter sein. Ihr quatscht alle ganz ange­regt mit­ein­an­der. Nach der Pause arbei­test du gleich wei­ter. Ein Kol­lege bit­tet dich, für ihn einen Auf­trag zu über­neh­men, da er nicht damit zurecht­kommt und du doch ein Spe­zia­list auf dem Gebiet bist. Du ärgerst dich zwar, weil es nicht das erste Mal ist, dass der Kol­lege seine Arbeit an dich abschiebt, aber du tust ihm den Gefal­len. Viel­leicht nimmt er dir auch irgend­wann mal etwas ab, wenn du nicht damit zurecht­kommst. (Was er natür­lich unter faden­schei­ni­gen Aus­re­den nie­mals tut.) Irgend­wie hast du sowieso immer den Ein­druck, dass du hier dop­pelt so viel weg­schaffst, wie die Kol­le­gen. Wäh­rend der Arbeit ner­ven dich der laute Lüf­ter dei­nes PCs und die schlechte Luft im Büro. Sobald du das Fens­ter öff­nest, schreit irgend­wer sofort, dass er noch erfriere. Erstun­ken sei ja noch nie­mand. Du kämpfst dich durch die Mit­tags­mü­dig­keit und hast den Ein­druck, dass sie dich stär­ker trifft als die Kol­le­gen. Dein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich nach vorn kip­pen und du wür­dest einem Schlaf­an­fall erlie­gen. Wäh­rend des Team­mee­tings um 14 Uhr kannst du deine Augen kaum noch offen hal­ten. Des­we­gen schüt­test du liter­weise star­ken Kaf­fee in dich hin­ein. Das putscht dich bis zum Fei­er­abend auf, so dass du noch jede Menge Auf­träge abar­bei­ten kannst. Bei jedem ande­ren Men­schen wirkt Kaf­fee nicht so lange, doch wir Hoch­sen­si­blen sind emp­fäng­li­cher für alle Medi­ka­mente, Ner­ven­gifte und Auf­putsch­mit­tel. Sie wir­ken schon in sehr nied­ri­ger Dosie­rung und in nor­ma­len Dosen viel stär­ker und länger.
Des­we­gen bist du nach dem Fei­er­abend ganz auf­ge­kratzt und musst unbe­dingt noch etwas unter­neh­men. Also trom­melst du dei­nen Freun­des­kreis zusam­men und ihr geht zusam­men essen. Alter­na­tiv stel­len sich zum Fei­er­abend die nach­las­sende Wir­kung des Kaf­fees und eine starke Müdig­keit ein. Deine Freunde fra­gen, ob du noch etwas mit ihnen unter­neh­men möch­test. Du bist hin und her geris­sen zwi­schen dei­nem Bedürf­nis nach Ruhe und dem Bedürf­nis, deine Freunde zu sehen. Du ent­schei­dest dich, mit ihnen auszugehen.
Der Aus­tausch ist sehr anre­gend und berei­tet dir Freude. Spä­ter dann zuhause fällt dir ein, dass du noch eini­ges an Haus­ar­beit erle­di­gen musst. Damit es nicht so lang­wei­lig ist, hörst du laute Musik oder ein Hör­buch dabei. Als dann end­lich Schluss ist, sitzt du mit dei­nem Lebens­ge­fähr­ten oder dei­ner Lebens­ge­fähr­tin auf dem Sofa und schaust noch Nach­rich­ten und danach ein paar Seri­en­fol­gen. Um elf oder zwölf Uhr gehst du zu Bett und hast Ein­schlaf­schwie­rig­kei­ten. Als du end­lich in den Schlaf glei­test, ist er unru­hig und nicht beson­ders erholsam.
Arbei­ter: Bis zur Mit­tags­pause hast du schon eini­ges geschafft. Was dich jedoch immer ärgert, ist die Geschwin­dig­keit, in der du arbei­ten musst. Eigent­lich wür­dest du die Sachen lie­ber prä­zise und ordent­lich erle­di­gen. Aber da der Vor­ar­bei­ter drauf drängt, dass ihr Meter schafft, bist du gezwun­gen zu pfu­schen. Du siehst auch die Pfu­sche­reien der Kol­le­gen um dich herum. Wärst du der Auf­trag­ge­ber, wür­dest du die Arbeit so nicht abneh­men. Aller­dings bemerkt man den Pfusch nicht bei der Abnahme. Erst viel spä­ter könnte es dazu kom­men, dass das ganze Werk­stück nicht mehr ord­nungs­ge­mäß funk­tio­niert. Außer­dem hast du stän­dig den Ein­druck, dass du viel mehr schaffst als die meis­ten Kol­le­gen. Dafür ist der Chef mit dir auch beson­ders zufrie­den. Solange du ihm nicht damit auf den Keks gehst, ihn auf die Feh­ler auf­merk­sam zu machen oder Ver­bes­se­run­gen vor­zu­schla­gen, bist du der beste Mann. Viel­leicht bringt dich das ja in der Hier­ar­chie der Firma wei­ter. Wäh­rend der Mit­tags­pause setzt du dich zu den ande­ren und ihr redet über die Frauen, übers Motor­rad­fah­ren und was so alles bei den Kol­le­gen pas­siert ist. Du willst ja kein Außen­sei­ter sein. Nach der Mit­tags­pause wirst du sehr müde. Du musst höl­lisch auf­pas­sen, dass du dich oder andere nicht ver­letzt. Bei­nahe wären dir die Augen zuge­fal­len. Warum sind die ande­ren eigent­lich nicht so müde? Viel­leicht kön­nen die ja ein­fach mehr ab? Der Lärm nervt dich schon die ganze Zeit, und wenn du den Gehör­schutz trägst, drückt der ganz schön gegen den Kopf. Das nervt auch. Ohr­stöp­sel sind auch nicht das Wahre, da hast du immer das Gefühl, deine Ohren plat­zen gleich. Der Staub ist wider­lich und die Lack­dämpfe bren­nen in der Nase. Weil die Kol­le­gen nicht so müde sind, schaf­fen sie in der Zeit mehr und du musst noch ein biss­chen vor dem Fei­er­abend rein­hauen. Wenn die Arbeit zu Ende ist, bist du vom Kaf­fee auf­ge­putscht und von allem ande­ren genervt. Also musst du erst mal Dampf ablas­sen. Des­we­gen triffst du dich mit dei­nen Kum­pels und ihr geht erst mal ein Bier­chen trin­ken. Es wird über aller­lei The­men gefach­sim­pelt, wobei du immer öfter merkst, dass die eigent­lich nicht so rich­tig Ahnung haben. Wieso weißt du eigent­lich immer mehr über die The­men Bescheid? Und warum rei­ßen die auch nach zehn Jah­ren immer noch die­sel­ben fla­chen Witze? Zuhause bist du noch immer nicht run­ter­ge­kom­men, also wer­kelst du noch schnell in dei­ner Werk­statt. Deine Freun­din geht dir der­weil auf den Keks, weil du lie­ber mit den Kum­pels unter­wegs bist, anstatt Zeit mit dir zu ver­brin­gen. Dabei willst du sie doch nur nicht mit dei­ner Laune beläs­ti­gen. Die Kum­pels kön­nen das ja schließ­lich ab. Als dann end­lich Fei­er­abend für heute ist, legt ihr zusam­men die Füße hoch und schaut noch die Nach­rich­ten und einen Actionfilm.
Ähn­li­che Sze­na­rien kann man ebenso für andere Berufs­grup­pen fin­den. Auch bei Pfle­ge­per­so­nal und für Selbst­stän­dige Klein­un­ter­neh­mer tref­fen die meis­ten Aus­sa­gen zu.
In den bei­den Bei­spiel­mo­del­len gibt es viele Über­ein­stim­mun­gen. Du nimmst viele Ein­drü­cke im Laufe des Tages wahr. Man­che sti­mu­lie­ren dich und dein Gehirn, andere ner­ven dich, weil sie stu­pide sind oder dein Wohl­fühl­ge­fühl beein­träch­ti­gen. Beide Tages­ab­läufe räu­men dir nicht genü­gend Pau­sen ein. Im Alter von 18 bis 30 macht dir die­ser Tages­ab­lauf noch nicht viel aus. Irgend­wann kom­men viel­leicht noch Kin­der hinzu, die viel Auf­merk­sam­keit und Beschäf­ti­gung for­dern. Mit 30 wird es dann für dich immer schwie­ri­ger, die Ener­gie für den Tages­ab­lauf auf­zu­brin­gen. Das geht so weit, bis irgend­wann mit 40 oder 45 der Tag in die­ser Form für dich nicht mehr zu bewäl­ti­gen ist. Dann kom­men zusätz­li­che Fra­gen und mehr Druck auf dich zu. Druck, den du dir selbst ver­passt. Warum kriegst du das nicht mehr hin, obwohl andere den­sel­ben Tur­nus doch spie­lend meis­tern? Die gehen immer noch am Wochen­ende fei­ern, wäh­rend du platt in der Ecke her­um­liegst und viel Ruhe brauchst. Du fragst dich, ob du faul gewor­den bist oder ob es wirk­lich am Alter liegt.

Was bei so einem Tages­ab­lauf wirk­lich pas­siert ist Folgendes:
Du stehst auf und stresst dich direkt, weil du nicht zu spät zur Arbeit kom­men willst. Even­tu­ell hast du einen Part­ner, der mor­gens gleich hell­wach ist und mit sei­nen Gedan­ken und Träu­men auf dich ein­stürmt. Das heißt, du bekommst schon früh mor­gens Input, den du ver­ar­bei­ten musst. Selbst wenn du allein lebst, ist dein Cor­ti­sol­spie­gel bereits jetzt erhöht. Cor­ti­sol ist das Stress­hor­mon, das aller­lei Nach­wir­kun­gen mit sich bringt. Zum Bei­spiel Über­ge­wicht, da es Aus­wir­kun­gen auf den Stoff­wech­sel hat, Dia­be­tes, Osteo­po­rose, Haut­ver­än­de­run­gen, Immun­de­fekte, Depres­sion. Da Cor­ti­sol eine dämp­fende Wir­kung auf das Immun­sys­tem besitzt, sind wir in erhöh­ten Stress­si­tua­tio­nen, die län­ger andau­ern (über Wochen, Monate und Jahre) auch anfäl­li­ger für Ent­zün­dun­gen und bakterielle/virologische Erkrankungen.
Wäh­rend der Arbeit wird wei­te­rer Input an dich her­an­ge­tra­gen. Des Wei­te­ren neigst du als Hoch­sen­si­bler stär­ker zu Per­fek­tio­nis­mus und siehst alle deine Feh­ler und ebenso die der ande­ren. Das stört dich. Außer­dem gibt es in jedem beruf­li­chen Umfeld Dinge, die dich ner­ven. Das fängt bei Geräu­schen an, geht über Gerü­che, die fal­schen Far­ben der Wände, fal­sche Beleuch­tung, bis hin zu ner­vi­gen Bil­dern, die schief auf­ge­hängt sind. Auch wenn du deine Arbeits­um­ge­bung selbst bestim­men kannst, weil du selbst­stän­dig bist, gibt es immer Stör­fak­to­ren: Bau­ar­bei­ten am Haus nebenan oder Kran­ken­wa­gen, die in der Nähe vor­bei­fah­ren, ner­vige Kun­den, die alle 10 Minu­ten anrufen.
Viele Hoch­sen­si­ble nei­gen in jun­gen Jah­ren dazu, irgend­wel­che Jobs anzu­neh­men, weil sie nicht wis­sen, was sie wirk­lich tun wol­len. Oder sie gehen ihren Nei­gun­gen und Inter­es­sen aus der Über­sti­mu­la­ti­ons­phase nach. Die Arbeits­plätze sind oft für sie kom­plett unge­eig­net, da sie nicht ihrer wirk­li­chen Beru­fung und ihren Bedürf­nis­sen ent­spre­chen oder dem bio­lo­gi­schen Rhyth­mus ent­ge­gen­lau­fen. Des­we­gen kommt es zur Über­for­de­rung, da du dich fragst, was du hier sollst. Du bist viel­leicht der Mei­nung, dass es für dich etwas ande­res oder mehr geben müsste, das dir selbst bes­ser ent­spricht. Und das ist voll­kom­men richtig.
Oft fin­det der Hoch­sen­si­ble auch, dass seine Kol­le­gin­nen oder Kol­le­gen nur halb so viel schaf­fen wie er selbst oder dass sie es an Akku­ra­tesse man­geln las­sen. Sie arbei­ten unge­nau und schlam­pig. Bei­des ist aus unse­rer Warte eben­falls völ­lig rich­tig. Es ist Fakt, dass Arbeits­plätze, die mit Hoch­sen­si­blen besetzt sind, nach deren Weg­gang oft mit zwei oder drei neuen Mit­ar­bei­tern besetzt wer­den müs­sen. Dank unse­rer Auf­fas­sungs­gabe und Mög­lich­keit zur schnel­len Ver­ar­bei­tung, kön­nen wir in weni­ger Zeit mehr zu schaf­fen. Dazu kommt unser Selbst­an­spruch, immer alles so schnell wie mög­lich und so prä­zise wie mög­lich zu bear­bei­ten. Das bedeu­tet, wir sind selbst schuld. Nicht die ande­ren sind lang­sa­mer und schlam­pi­ger, son­dern wir set­zen uns mehr unter Druck und leis­ten Arbeit, die so gar nicht von uns erwar­tet wird. Natür­lich ist jeder Chef oder Kunde begeis­tert von einem sol­chen Arbeit- oder Auftragnehmer.
Selbst­stän­dige Hoch­sen­si­ble set­zen viel­leicht sogar ihre Ange­stell­ten unter Leis­tungs­druck oder sind stän­dig von ihnen ent­täuscht. Viel­leicht akzep­tie­ren sie auch, dass die ande­ren nicht so gut arbei­ten, und erle­di­gen selbst mehr, was zu Depres­sio­nen füh­ren kann. Meist ist das Ende vom Lied ein kata­stro­pha­les Betriebs­klima, unter dem der Hoch­sen­si­ble und die Ange­stell­ten leiden.
Da du im Laufe des Tages dei­nen Cor­ti­sol­spie­gel stän­dig auf erhöh­tem Niveau hältst, hast du nach Fei­er­abend das Gefühl, du brauchst Zer­streu­ung, am bes­ten mit lie­ben Men­schen oder Tätig­kei­ten, die dei­ner Beru­fung nahe­kom­men. Bei­des bringt erneu­ten Input und for­dert Kapa­zi­tä­ten zur Verarbeitung.
Ver­schlim­mert wird die Situa­tion noch, wenn Freunde dich kon­tak­tie­ren, um noch etwas zusam­men mit dir zu unter­neh­men. Dann schwankst du inner­lich zwi­schen der Ruhe­pause, die du bräuch­test, und der Zer­streu­ung, die du haben möch­test. Die­ser Kampf frisst zusätz­li­che Res­sour­cen auf.
Wenn du dann end­lich müde und kaputt bist, ent­spannst du dich vor dem Fern­se­her, spielst Video­spiele oder liest. Das sind alles Tätig­kei­ten, die eben­falls neuen Input mit sich brin­gen. Du befin­dest dich in einer Über­rei­zungs­si­tua­tion. Eigent­lich kann und will dein Gehirn schon lange keine neuen Reize mehr ent­ge­gen­neh­men und signa­li­siert dir das seit Stun­den durch Müdig­keit und Schlappheit.
In der Nacht hat es nun alle Hände voll zu tun, die Reize des Tages zu ver­ar­bei­ten und läuft dabei auf Hoch­tou­ren, da es weiß, dass du bereits nach 6 oder 7 Stun­den schon wie­der neue Reize emp­fan­gen wirst.

Die Lösung hier­für ist ganz ein­fach: Baue mehr Pau­sen ein, in denen du die Reiz­zu­fuhr mini­mierst. Gib dei­nem Gehirn eine Chance, auch tags­über in Ruhe zu ver­ar­bei­ten. Wenn du mor­gens auf­stehst, dann sorge dafür, dass du erst ein­mal eine halbe Stunde Ruhe hast. Not­falls stehe ein­fach eine halbe Stunde frü­her auf als der Rest der Fami­lie oder Wohn­ge­mein­schaft. Wenn es eine Fami­lie oder WG von Hoch­sen­si­blen ist, sorge dafür, dass alle das Ver­ständ­nis auf­brin­gen, dass am Mor­gen nicht gequatscht wird.
Fahre in Ruhe zur Arbeit. Höre ent­spannte Musik, auf kei­nen Fall Radio. Höre noch keine Nach­rich­ten. Höre am bes­ten etwas Bekann­tes, das du schon oft ver­ar­bei­tet hast. Mach dir noch keine Gedan­ken dar­über, was dich auf der Arbeit erwar­tet. Dann hast du noch­mal Zeit gewon­nen, um Ein­drü­cke vom Vor­tag zu verarbeiten.
Auf der Arbeit fängst du lang­sam an. Dann baust du dir in jeder Stunde 10 Minu­ten Pause ein, in der du kurz abschal­test. Da du in den rest­li­chen 50 Minu­ten so viel schaffst, wie andere in 100 Minu­ten, ist das für nie­man­den ein Pro­blem. Wenn doch, weise sie dar­auf hin, was du geschafft hast und was sie geschafft haben. Dann wer­den sie von selbst Ruhe geben. Der Chef wird sich hüten, etwas dazu zu sagen, wenn sein bes­ter Mann oder seine beste Frau sich die Arbeit ein wenig anders ein­teilt. Haupt­sa­che die Leis­tung stimmt am Ende noch. Mach dir nicht mehr so viele Gedan­ken um die Stör­fak­to­ren und dass die ande­ren weni­ger tun. Passe deine Leis­tung an. Wenn es mög­lich ist, arbeite nur so viel, dass es sich unge­fähr aus­gleicht. Senke dein Arbeits­ni­veau lang­sam ab, damit sich alle daran gewöh­nen kön­nen. Wenn jemand etwas bemerkt, sage ihm ein­fach wahr­heits­ge­mäß, dass du, wenn du so wei­ter machst wie bis­her, direkt in ein Burn­out hin­ein­läufst. Kein Chef wird dich dazu zwin­gen wol­len, deine Gesund­heit zu rui­nie­ren. Falls doch, soll­test du dir schnell eine andere Arbeit suchen. Denke daran, dass du nicht für die Leis­tung bezahlt wirst, die du jetzt erbringst, son­dern für die, die auch alle ande­ren erbrin­gen. Das Niveau der ande­ren ist das Richtige.
Ich will dich nicht zur Faul­heit auf­ru­fen, son­dern dazu, dass du dich mehr dei­nem Wohl­fühl­ge­fühl näherst. Wenn dein Arbeit­ge­ber deine Nei­gung zu ordent­li­cher Arbeit nicht unter­stützt und dich immerzu zwingt zu pfu­schen, sprich ihn direkt drauf an, dass du dir lie­ber etwas ande­res suchen wirst. Das wirkt natür­lich erst, wenn du lange genug im Betrieb bist und der Chef um deine Leis­tun­gen weiß. Dann lässt er dich machen, wie du meinst. Andern­falls wirst du auf lange Sicht sowieso nur bei einem Arbeit­ge­ber glück­lich, der dich und deine Arbeits­weise unter­stützt. Fin­dest du kei­nen, über­lege doch mal, ob du dich nicht selbst­stän­dig machen willst. Als Hoch­sen­si­bler hast du die bes­ten Vor­aus­set­zun­gen dafür.
Bei Selbst­stän­di­gen ist es eher unwahr­schein­lich, dass sich Kun­den über prä­zise Leis­tun­gen beschweren.
Gleich­zei­tig soll­test du aber auch daran arbei­ten, dei­nen Per­fek­tio­nis­mus abzu­bauen. 80 % sind in der Regel gut genug für alles.
In der Mit­tags­pause soll­test du lie­ber einen Spa­zier­gang ins Grüne machen ohne Beglei­tung, damit du deine Ein­drü­cke vom Mor­gen ver­ar­bei­ten kannst. Setz dich in den Park auf eine Bank, oder suche dir in der Firma ein ruhi­ges Plätz­chen. Mit den Kol­le­gen kannst du auch wäh­rend der Arbeits­zeit reden, das machen die doch sowieso. Hast du große Angst, als Außen­sei­ter zu gel­ten, dann zieh lie­ber mit den Kol­le­gen mit, denn die Angst ver­hin­dert die Ent­span­nung wäh­rend der Pause. Das bringt dann nichts.
Nach der Arbeit soll­test du schleu­nigst zuse­hen, dass du eine halbe Stunde oder Stunde reiz­arm ver­bringst. Wenn eine treu sor­gende Frau (oder ein Mann) zuhause auf dich war­tet, die/der den gan­zen Tag sehn­süch­tig auf dich gewar­tet hat, dann schenk ihr/ihm zunächst ein wenig Auf­merk­sam­keit, bis du ihr/ihm klar­machst, dass du dich mal zurück­zie­hen musst, um dei­ner Über­rei­zung ent­ge­gen­zu­wir­ken. Ich gehe davon aus, du hast mit dei­nem Partner/deiner Part­ne­rin über deine Hoch­sen­si­bi­li­tät gespro­chen. Ansons­ten soll­test du dies unver­züg­lich nach­ho­len und ihm/ihr deine beson­de­ren Bedürf­nisse mitteilen.
Reiz­arme Orte sind Orte mit wenig Licht, wenig unge­wohn­ten oder über­ra­schen­den Geräu­schen, ange­neh­mem Geruch und ohne stö­rende Tex­ti­lien oder Ober­flä­chen, die dei­nen Tast­sinn for­dern oder deine Haut rei­zen. Es sollte sich außer dir nie­mand dort auf­hal­ten und du soll­test nicht dazu ver­lei­tet wer­den, etwas tun zu wol­len oder über etwas Bestimm­tes nachzudenken.

Bei­spiele:
– Ein klei­nes Zim­mer mit einem Ein­zel­bett, das viel­leicht auch als Gäs­te­zim­mer die­nen kann, wenn du es nicht benutzt.
– Ein Lese­zim­mer mit Ohren­ses­sel und Fußschemel
– Eine Werk­statt mit einem beque­men alten Club­ses­sel in der Ecke
– Ein Schup­pen oder ein Gar­ten­häus­chen, in dem du dir eine Ecke herrichtest.
– Ein Win­ter­gar­ten oder eine Sauna

Wich­tig ist nur, dass die Außen­ein­drü­cke abge­mil­dert und Stö­run­gen ver­mie­den wer­den. Ver­dunkle die Fens­ter oder schließ die Augen, benutze Schlaf­mas­ken. Wenn es laut sein sollte und die Laut­stärke ist nicht abstell­bar, ver­wende ein­fach Ohr­stöp­sel. Zieh dei­nen Lieb­lings­frei­zeit­an­zug an, auch wenn es ein Fla­nell­nacht­hemd ist. Oder zieht dich ganz aus, wenn du damit keine Erre­gung öffent­li­chen Ärger­nis­ses ver­ur­sachst. Dann setze oder lege dich bequem hin und lass deine Gedan­ken ein­fach schwei­fen. Wenn dir danach ist, schalte bekannte leise Musik ein, die nicht auf­regt. Bei lau­ter Umge­bung kannst du damit auch die Umwelt aus­blen­den, wenn du Kopf­hö­rer benutzt. Beson­ders Noise-Can­cel­ling-Kopf­hö­rer sind gut geeig­net, frem­den Lärm aus­zu­sper­ren. Die Musik sollte flie­ßen und nicht das Gehirn sti­mu­lie­ren. Das Ziel ist es, dei­nen Gedan­ken freien Lauf las­sen zu kön­nen. Lass sie ein­fach umher­streu­nen und ver­su­che, an nichts Bestimm­tes zu den­ken. Aber zwinge dich nicht dazu. Ent­spanne dich ein­fach und lass alles um dich herum los.
Wenn du der Typ dazu bist, lerne Medi­ta­tion, auto­ge­nes Trai­ning oder Chi Gong (Qigong). Das hilft beim Ent­span­nen. Wenn du ent­spannst, ver­ar­bei­tet dein Gehirn alle Daten, die du bis­her gesam­melt hast. Am Effek­tivs­ten funk­tio­niert dies beim Schla­fen. Wenn es dir mög­lich ist, schlafe ein­fach 30 bis 60 Minu­ten. Dar­über hin­aus wird es wie­der inef­fek­tiv, weil du nach dem Erwa­chen viel län­ger benö­tigst, um wie­der fit zu wer­den. Die berühmt berüch­tig­ten Power­naps brin­gen nur ein wenig Ener­gie zurück, hel­fen jedoch gegen die Über­rei­zung kein biss­chen. In der Ent­span­nungs­phase wird das im Blut befind­li­che Cor­ti­sol abge­baut und du wirst mer­ken, dass du nach eini­ger Zeit gene­rell ein ent­spann­te­rer Mensch gewor­den bist. Das dau­ert aller­dings nach lan­gen Pha­sen der Über­rei­zung auch län­ger (Wochen, gar Monate).
Die nach­fol­gende Abend­un­ter­hal­tung sollte dem­entspre­chend eben­falls locker und stress­arm gestal­tet wer­den. Wenn dein Part­ner oder deine Part­ne­rin dar­auf besteht, in die Glotze zu schauen, kannst du dich dane­ben­set­zen oder legen, dich anku­scheln und geis­tig auf Durch­zug stel­len. Du bekommst zwar immer noch etwas mit, aber das Kuscheln baut mehr Stress­hor­mone ab, als der Input auf­bauen kann.
Genauso steht es mit Sex. Sex ist eine der bes­ten Ent­span­nungs­tech­ni­ken über­haupt, solange du dich damit nicht stresst. Keine Erwar­tungs­hal­tun­gen und keine Unbe­kannt­hei­ten. Sex mit neuen Part­nern ist immer for­dernd. Erst wenn man den ande­ren so weit kennt, dass der Akt an sich ohne Mühe klappt, tritt eine effek­tive Ent­span­nungs­phase ein. Wenn man es dann noch schafft, den Orgas­mus­druck abzu­bauen (gerade als Mann sehr schwie­rig) und nur noch Spaß zu haben, ist es eine ideale Mög­lich­keit mit dem Part­ner zusam­men zu entspannen.
Smart­phones, Social Media und am bes­ten das gesamte Inter­net soll­ten ab zwei Stun­den vor Bett­zeit aus­ge­schal­tet wer­den, damit man die Reiz­flut ein­dämmt. Stän­di­ges Sta­tu­sche­cken und nach Neu­ig­kei­ten sehen, nervt und über­reizt auch sehr schnell.
Die ide­alste Umge­bung ist die, in der du dir den Tages­ab­lauf so ein­rich­ten kannst, wie dein Bio­rhyth­mus ihn braucht. Dein Rhyth­mus ist höchst­wahr­schein­lich der so genannte Baby­rhyth­mus. Kurze Nacht­ruhe, Mit­tags­schlaf, nach der Arbeit noch­mal eine Stunde Schlaf, 6 bis 8 Mahl­zei­ten am Tag und stän­dig trin­ken. Glaubst du mir nicht? Pro­biere es aus. Es wird dir bes­ser gehen.

<Bestä­ti­gung Schlaf­rhyth­mus und Ernährung>

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

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