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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Inhaltsverzeichnis

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

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Ängste

Es scheint wie eine iro­ni­sche Posse eines fie­sen Got­tes, dass er uns genau dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setzt unse­res eigent­li­chen Ziels in die­ser Welt plat­ziert. Hoch­sen­si­ble kom­men mit einem viel grö­ße­ren Poten­zial für Angst­an­fäl­lig­keit zur Welt als Nor­mal­sen­si­ble. Eine Aus­nahme sind hier High-Sen­sa­tion-See­ker. Wir sind mehr auf Sicher­heit bedacht und vor­sich­ti­ger im Umgang mit unse­ren Mit­men­schen. Je län­ger wir leben, desto schwe­rer ver­trauen wir ande­ren. Wir neh­men die Gefah­ren und das so genannte Böse in der Welt viel deut­li­cher wahr. Wir las­sen uns viel schwe­rer belü­gen. Unsere Haut ist viel dün­ner und lässt viel mehr hin­durch. Wir wer­den schnel­ler ver­letzt und ver­ar­bei­ten diese Ver­let­zun­gen inten­si­ver oder ver­drän­gen sie, spü­ren sie aber immer direkt unter­halb der Bewusst­seins­grenze. Sie kom­men sehr viel öfter wie­der hoch, als bei Nor­mal­sen­si­blen. Was sie schon lange ver­ges­sen haben, ver­folgt uns noch über Jahre. Und doch sol­len wir als Ziel alle unsere Ängste besie­gen und zum Urver­trauen fin­den, das vie­len ande­ren in die Wiege gelegt wurde?

Jeder Vor­teil hat nun mal sei­nen Nach­teil. All das Schöne, das wir erle­ben dür­fen, das ande­ren ver­bor­gen bleibt, unsere Vor­teile des sen­si­ble­ren Gespürs und die Unter­stüt­zung, die unser Höhe­res-Ich gewährt, wird durch Nach­teile in der Aus­dauer und Belast­bar­keit, dem Ruhe­be­dürf­nis und durch viele Ängste erkauft.

Die volle Ent­fal­tung unse­rer Mög­lich­kei­ten kön­nen wir jedoch nur errei­chen, wenn wir nahezu angst­frei sind. Das ist wirk­lich gemein, oder? Das, was wir errei­chen wol­len, befin­det sich genau dia­go­nal gegen­über dem Start­punkt, also am wei­tes­ten von allem entfernt.

Auch hier kön­nen wir mit dem Kon­zept des Los­las­sens arbei­ten. Alle Ängste, die nicht auf evo­lu­tio­näre Ras­sen­ängste zurück­ge­hen, kön­nen wir able­gen. Die Angst vor Spin­nen, Raub­tie­ren und der Dun­kel­heit kön­nen blei­ben, solange sie nicht patho­lo­gisch sind und uns von Din­gen abhal­ten, die wir gerne tun wür­den, bzw. wozu wir bestimmt sind. Patho­lo­gisch sind Ängste, wenn durch sie ein Lei­dens­druck ent­steht und sie uns immens ein­schrän­ken. Diese sind am bes­ten mit pro­fes­sio­nel­ler Hilfe lös­bar. Um eine Angst zu bewäl­ti­gen, gibt es eine gut prak­ti­ka­ble Mög­lich­keit. Die­selbe, die du hof­fent­lich schon mit dei­ner Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung durch­ge­führt hast. Du soll­test dich dei­nen Ängs­ten stel­len und sie verarbeiten.

Um dir mal ein paar Zah­len an die Hand zu geben: Ein durch­schnitt­li­cher Mensch denkt jeden Tag 65.000 Gedan­ken. Von die­sen beschäf­ti­gen sich zirka 17.500 mit nega­ti­ven Gedan­ken. Bei ängst­li­chen Men­schen sind etwa 30 – 50% Angst­ge­dan­ken darunter.

Wenn man diese in den Erwach­se­nen­jah­ren von 18 bis 75 rech­net, sind es zwi­schen 10,5 und 18,3 Mil­lio­nen Angstgedanken.

Eine psy­cho­lo­gi­sche Stu­die hat sich damit beschäf­tigt, wie viel Pro­zent der Ängste und Sor­gen, die man sich im Laufe sei­nes Lebens macht, Rea­li­tät wer­den. Das Ergeb­nis waren erstaun­li­che 10%. Das bedeu­tet, dass man zwi­schen 9 und 16 Mil­lio­nen Mal umsonst Angst oder Sor­gen im Leben macht. Jetzt wirst du ent­geg­nen: “Woher soll ich denn wis­sen, wel­che Gedan­ken die sind, die Rea­li­tät wer­den und was ist mit den rest­li­chen 1 bis 2 Mil­lio­nen?” Dar­auf erwi­dere ich, dass du das nicht wis­sen kannst. Aber dir so viele Gedan­ken und Sor­gen zu machen, bringt nichts Posi­ti­ves. Es hin­dert dich zwi­schen 10 und 20 Mil­lio­nen mal im Leben daran etwas zu tun, das du gerne tun wür­dest. Und von den 1 bis 2 Mil­lio­nen Malen, wo du mit dei­ner Sorge rich­tig liegst, wird die Angst nur bei jedem paar­zehn­tau­sends­ten Mal Rea­li­tät. Über­leg mal, wie oft du deine Arbeit ver­lie­ren kannst oder wie oft du dich schlimm ver­letzt hast und wie oft du drü­ber nach­ge­dacht hast und davor Angst hat­test. Zumal du mit den nega­ti­ven Gedan­ken auch Vor­fälle gera­dezu pro­vo­zierst. Stich­wort: Selbst­er­fül­lende Pro­phe­zei­ung und Gesetz der Anzie­hungs­kraft (”Was du sen­dest bzw. denkst, wirst du empfangen”).

Die meis­ten Ängste sind irra­tio­nal und des­we­gen ohne welt­li­che Aus­wir­kun­gen. Viele Men­schen haben Angst unan­ge­nehm auf­zu­fal­len. Sie soll­ten Schritt für Schritt üben, dass es nicht schlimm ist, wenn man unan­ge­nehm auf­fällt. Ein­fach mal in einem Restau­rant ein Wein­glas umwer­fen und schauen, was pas­siert. Die meis­ten Anwe­sen­den wer­den sich kurz umdre­hen und sich freuen, dass nicht nur sie selbst ab und an schus­se­lig sind. Mehr pas­siert nicht. Dann viel­leicht bei einem Geburts­tag ein Glas Wein in die Hand neh­men und ein­fach drauf los reden. Wenn man sich dann bla­miert, kann man es auf den Alko­hol schie­ben. Das ist gesell­schaft­lich aner­kannt. Dann merkt man, dass die meis­ten Men­schen die Pein­lich­keit nach sehr kur­zer Zeit ver­ges­sen haben oder noch viel bes­ser, dass sie dir zuhö­ren und über deine Scherze lachen. Wenn du Angst vor der Dun­kel­heit hast, ein­fach mal mit einem Men­schen, dem du ver­traust, jede Woche im Som­mer ins Grüne fah­ren und nachts die Sterne betrach­ten. Irgend­wann, wenn du merkst, dass die Dun­kel­heit dir nichts tut, alleine los­fah­ren. Natür­lich soll­test du dabei immer auf deine Sicher­heit ach­ten. Jedoch nicht angst­voll, son­dern zuversichtlich.

Die Angst lässt sich am bes­ten über­win­den, wenn man sich ihr aus­setzt und Resi­li­en­zen bil­det. Beginne mit klei­nen Schrit­ten und schau dir an, dass nichts Schlim­mes pas­siert. Taste dich so lange vor, bis du keine Angst mehr hast. Wich­tig ist, dass du dich dabei nie­mals in lebens­be­droh­li­che Situa­tio­nen bringst. Men­schen mit Höhen­angst soll­ten zur Bekämp­fung der Angst nicht unbe­dingt sofort mit einem Fall­schirm­sprung begin­nen. Zwingt man sich zu sehr, die Angst zu besie­gen, kann sie schnell schlim­mer wer­den. Wich­tig ist Geduld, Ver­trauen auf­bauen und ent­span­nen. Die Ent­span­nung ist der Feind aller Ängste. Also nicht anstren­gen, Ängste zu über­win­den, son­dern ver­su­chen, sich vor­her, wäh­rend der Angst­phase und danach zu ent­span­nen. Bereite dich gedank­lich auf deine Angst vor, bevor du ihr entgegentrittst.

Angst vor dem Glück

Men­schen, die viel Schlim­mes erlebt haben, von ande­ren Men­schen oder unglück­li­chen Umstän­den ver­letzt oder nega­tiv über­rascht wor­den sind, ten­die­ren dazu, sich selbst zu ver­bie­ten, glück­lich sein zu dür­fen oder Glück zu haben. Nach ihrer Ansicht folgt gro­ßem Glück immer gro­ßes Leid.

Dabei ist es gerade diese Ein­stel­lung, die das »Unglück« her­bei­ruft. Zuerst erin­nern wir uns, dass wir in jeder Tief­schlaf­phase mit dem Höhe­ren Netz­werk kom­mu­ni­zie­ren. Wir laden Infor­ma­tio­nen hoch und neue Infor­ma­tio­nen her­un­ter. Hier­bei bekom­men wir immer Reso­nanz auf das, was wir hoch­la­den. Schi­cken wir posi­tive Ener­gien ins Netz, bekom­men wir posi­tive Ener­gien zurück. Sind es nega­tive, so erhal­ten wir auch nega­tive Ener­gien. Nega­tiv ein­ge­stellte Men­schen bekom­men also oft nega­tive Impulse und wachen mit die­sen Mor­gens bereits auf. Zudem ist ihre Ver­bin­dung zwi­schen Neu­ge­bo­re­nem-Ich und Höhe­ren-Ich unter­bro­chen, die ihnen nor­ma­ler­weise bei ihrer Ent­schei­dungs­fin­dung und beim Umschif­fen nega­ti­ver Dinge hel­fen würde. Da nun ein pes­si­mis­tisch ein­ge­stell­tes Erwach­se­nen-Ich regiert, ten­die­ren diese Men­schen dazu, genau die fal­schen Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Sie bege­ben sich sehen­den Auges in nega­tive Situa­tio­nen, geben sich mit nega­ti­ven Men­schen ab oder kau­fen Dinge, von denen sie wis­sen, dass sie män­gel­be­haf­tet sein kön­nen. Sie gehen den Weg, der nachts im Halb­dun­kel ver­läuft, anstatt den Umweg über die hell erleuch­tete Haupt­straße in Kauf zu neh­men. Denn sie glau­ben ja, dass ihnen sowieso nur schlimme Dinge pas­sie­ren. Sie haben so oft dar­auf gehofft, dass sie das Glück fin­den, doch jedes Mal wur­den sie ent­täuscht. Das resul­tiert daher, dass sie sich mit nicht wahr­haf­ti­gen Men­schen oder Din­gen abge­ge­ben haben. Halb­sei­dene Cha­rak­tere, die ihnen das große Glück ver­spro­chen, aber ihnen nur Unglück und Leid gebracht haben. Blen­der und Schön­fär­ber, die ihr Neu­ge­bo­re­nen-Ich gemein­schaft­lich mit den Höhe­ren-Ich in kür­zes­ter Zeit ent­tarnt hät­ten. Sol­che Cha­rak­tere erken­nen einen “Unglücks­ra­ben” auf hun­dert Meter an Kör­per­spra­che und Ausstrahlung.

Sie haben sich Woh­nun­gen oder Häu­ser andre­hen las­sen, die in Wirk­lich­keit Bruch­bu­den sind, haben teu­res Spiel­zeug gekauft, das ver­sprach, sie glück­lich zu machen, und sind am Ende immer wie­der auf die Nase gefal­len. Nun sind sie womög­lich soweit, dass sie von vorn­her­ein schon kein Glück mehr zulas­sen, damit der Absturz aus den Höhen nach­her nicht mehr allzu schmerz­haft wird. Doch die­ser Gedan­ken­gang zieht das Unglück erst in gro­ßem Maße an. Ver­nünf­tig betrach­tet ist das bereits der Boden, auf dem das Unglück wächst und gedeiht.

Wenn du dich in der Beschrei­bung erkannt hast, werde ich dir nun meine Sicht­weise auf dein Leben zei­gen. Du befin­dest dich auf dem nied­rigs­ten Glücks­ni­veau. Doch wer ganz unten in der Gosse her­um­kriecht, braucht sich nicht wun­dern, wenn alle auf ihm her­um­tram­peln. Da reg­net das Unglück kübel­weise auf dich herab. Kein Wun­der! Wenn du auf­stehst und dei­nen Rücken gerade machst und dich streckst, dann tref­fen dich der Unrat und das Pech nur noch am Schuh oder am Knö­chel. Manch­mal steht es dir auch bis zu den Knien. Aber nie­mals mehr brauchst du Angst zu haben, dass es dich über­schwemmt und ertränkt. Nie­mand hat dir ein Schick­sal auf­er­legt, in dem du immerzu unglück­lich sein musst. Selbst Men­schen in Slums und in den ärms­ten Gegen­den der Welt sind in ihrem Rah­men dazu fähig, glück­lich zu sein. Mach es dir zur Auf­gabe im Leben das Unglück und deine Angst vor dem Glück zu über­win­den, nicht bei­des zu pflegen.

Zudem nei­gen Men­schen, die sich zwin­gen, unglück­lich zu sein dazu, sich ein­zu­mau­ern und von ande­ren, die glück­lich sind oder Glück haben, abzu­son­dern. Zum einen, weil sie nicht ertra­gen kön­nen, dass andere so viel Glück im Leben haben und zum ande­ren, weil sie die ande­ren davor schüt­zen möch­ten, dass deren Glück vom eige­nen Pech beschmutzt wird.

So kann es nicht bes­ser wer­den. Mit den in die­sem Buch auf­ge­zeig­ten Abgren­zungs­tech­ni­ken kannst du deine Burg auf­ge­ben und dich den Glück­li­chen nähern. Gönne ihnen ihr Glück und ver­su­che selbst ein­mal, dir zu erlau­ben, Glück zu haben. Da deine Gedan­ken­gänge ver­mut­lich schon auf einem bestimm­ten Gleis lau­fen, wird es schwie­rig, die Wei­chen umzu­stel­len. Am leich­tes­ten ist es, zunächst bei klei­nen Gele­gen­hei­ten das eigene Glück zuzu­las­sen und sich ein­fach dar­über zu freuen, ohne gleich hin­ter der nächs­ten Ecke eine ent­spre­chende Kata­stro­phe zu erwar­ten. Sammle auch hier Schritt für Schritt gute Erfah­run­gen und baue Resi­li­en­zen auf. Wenn du jetzt denkst, dass du das nicht kannst oder gerade du die eine Aus­nahme im Uni­ver­sum sein wirst, die das ganze Unglück und die Kata­stro­phen gepach­tet hat, dann emp­fehle ich auch dir drin­gend eine Auf­ar­bei­tung die­ser Angst durch einen geschul­ten Psychotherapeuten.

Wenn du die Kata­stro­phen ande­rer zu dei­nen hin­zu­zählst, dann soll­test du schleu­nigst damit auf­hö­ren. Du kannst nicht allen Men­schen hel­fen, die dar­auf geeicht sind, Scheiße zu bauen. Dabei gehst du mit zu Grunde. Ein gut gemein­ter Ratschlag.

Ich lasse seit ein paar Jah­ren unum­stöß­lich mein Glück zu und genieße es in vol­len Zügen. Auch wenn es meist in Klei­nig­kei­ten daher­kommt, ist doch bis­her keine per­sön­li­che Kata­stro­phe eingetreten.

Wer das Unglück beschreit, der bekommt es. So ein­fach ist das.

Vor allen Din­gen lernst du so mit der Zeit, mit dem Unglück, das dich doch noch irgend­wie ereilt umzu­ge­hen. Du weißt ganz genau, dass nach einem Unglück wie­der glück­li­chere Zei­ten kommen.

Zukunfts­angst

Die letzte große Angst, die man sehr schlecht bewäl­ti­gen kann und die bei­nahe alle Men­schen die­ser Welt tei­len, ist die Zukunfts­angst. Hier kann ich nur mei­nen Weg beschrei­ben. Ich habe mir die schlimmste mög­li­che Zukunft aus­ge­malt: Das Finanz­sys­tem bricht welt­weit zusam­men. Unru­hen, Kriege und Epi­de­mien bre­chen welt­weit aus. Was könnte mir außer Tod und Ver­let­zun­gen und den Ver­lust von gelieb­ten Men­schen schlimms­ten­falls passieren?

Klar, wer sich nie mit dem Ster­ben und dem Tod aus­ein­an­der­ge­setzt hat, für den ist dies ein Hor­ror­sze­na­rio. Doch im Laufe eines Lebens ver­liert man unwei­ger­lich geliebte Men­schen, egal ob durch Alter, Unfälle oder Krank­hei­ten. Das ist der Lauf des Lebens. Davor sollte man keine Angst haben, son­dern sich damit abfinden.

Nun zum eigent­li­chen Thema: Wenn es kei­nen Strom mehr gibt und die Tech­nik nicht mehr funk­tio­niert, beschränke ich mich auf Papier und einen Stift und Men­schen, denen ich hel­fen kann und die mir hel­fen. Etwas zum Anzie­hen und Nah­rung. Wenn es geht, noch ein Dach über dem Kopf. Ich weiß, dass ich mit sehr wenig zurecht­kom­men würde. Das Den­ken und die Gemein­schaf­ten wer­den wie­der klei­ner und regio­na­ler. Die Men­schen rücken wie­der näher zusam­men. Warum sollte ich also Angst vor der Zukunft haben? Wenn ich sterbe, habe ich keine Pro­bleme mehr. Werde ich irrepa­ra­bel ver­letzt, bin ich auf Hilfe ange­wie­sen und habe ganz andere Pro­bleme. Doch auch hier weiß ich durch schwere Ver­let­zun­gen, die ich bereits durch­ge­macht habe, dass man sich dem anpas­sen und damit zurecht­kom­men kann. Ebenso ist es mit den Lebens­um­stän­den. Wer ist so fle­xi­bel und anpas­sungs­fä­hig bis ins hohe Alter, wenn nicht wir Hochsensiblen?

Was habe ich also zu befürch­ten? Nichts. Meine Wahr­neh­mung und mein gutes Gefühl wer­den mich immer lei­ten, solange ich dar­auf höre. Und seien wir mal ganz ehr­lich. Hast du in Kri­sen­si­tua­tio­nen nicht auch schon bemerkt, dass du der­je­nige oder die­je­nige warst, die den kla­ren Kopf behal­ten hat und sich instink­tiv auf deine Wahr­neh­mung und dein Gefühl ver­las­sen konn­test? Wir Hoch­sen­si­blen sind Meis­ter der Krisenbewältigung.

Da wir sehr sicher­heits­be­wusst sind, ist es för­der­lich, wenn man sich zumin­dest ein klei­nes Sicher­heits­re­ser­voir schafft. Lege zum Bei­spiel 15 – 30 % dei­nes monat­li­chen Ein­kom­mens für unvor­her­ge­se­hene Vor­komm­nisse zur Seite. Ver­schaffe dir einen Beruf, der dir ent­spricht und in dem du dich wohl und sicher fühlst. Kaufe dir ein Haus oder miete eine Woh­nung, die dir ent­spricht und die deine Bedürf­nisse erfül­len. Schaffe dir eine sichere Umge­bung. Auch wenn es einige Jahre dau­ern sollte, bis du an die­sem Punkt sein wirst. Beginne JETZT damit. Befrie­dige dein Sicher­heits­be­dürf­nis. Aber über­treibe dabei nicht. Denn im End­ef­fekt gibt es keine wirk­li­che Sicher­heit auf die­ser Welt.

Angst vor dem Tod

Selbst bei spi­ri­tu­el­len Men­schen ist die Angst vor dem Tod weit ver­brei­tet. Erst recht bei Men­schen, die glau­ben, wir haben nur die­ses eine Leben und danach käme nichts mehr. Egal was du glaubst, du kannst auch diese Angst überwinden.

Die Angst vor dem Tod resul­tiert haupt­säch­lich dar­aus, dass du dich nicht mit dem Thema beschäf­tigst. Du schiebst es immer nach hin­ten, da dein eige­ner Tod ja mög­lichst weit ent­fernt sein soll. Du magst nicht dar­über nach­den­ken, wie es sein könnte, wenn dir nahe­ste­hende Per­so­nen ster­ben. Du magst nicht an den Tod dei­ner Eltern, dei­ner Geschwis­ter, Kin­der oder Enkel den­ken. Das ist nur natür­lich und mensch­lich. Wir ver­drän­gen gerne die unan­ge­neh­men Aspekte des Lebens. Doch der Tod ist unaus­weich­lich. Jedes Leben endet mit ihm und nie­mand ist unsterblich.

Als ich vier war, ver­lor ich mei­nen heiß gelieb­ten Groß­va­ter, auf des­sen Schoß ich geses­sen und des­sen Geschich­ten ich gelauscht habe. Ich lernte ihn lei­der nie so gut ken­nen, wie ich wollte. Als ich elf war, ver­starb meine Groß­mutter ganz ohne Vor­war­nung. Sie wurde plötz­lich aus mei­nem Leben geris­sen. Seit­her habe ich mich mit dem Tod beschäf­tigt. Ich ver­lor im Laufe der Zeit meh­rere Ver­wandte und auch einige Freunde. Meine Mut­ter ist vor eini­gen Jah­ren bei­nahe gestorben.

Ich selbst bin oft­mals nur haar­scharf dem Tod von der Schippe gesprun­gen. Sei es als Rad­fah­rer durch unauf­merk­same Auto­fah­rer, die mor­gens um 7 Uhr mit 100 Sachen inner­orts rote Ampeln über­fuh­ren, die ich gerade über­que­ren wollte. Oder bei Unfäl­len, die mir leicht einen Genick­bruch oder ein Loch im Kopf hät­ten ein­brin­gen kön­nen, bei Woh­nungs­re­no­vie­run­gen oder hand­werk­li­chen Tätig­kei­ten. Der Tod ist uns jeden Tag auf den Fersen.

Der Tod ist auch der Grund für die Angst vor Atten­ta­ten, Ter­ror­an­schlä­gen und Amok­läu­fen. Ein Opfer sol­cher Unglü­cke zu wer­den ist bei­nahe genauso wahr­schein­lich, wie vom Blitz getrof­fen zu wer­den. Doch da die Taten von Men­schen began­gen wer­den und von den Medien rei­ße­risch aus­ge­schlach­tet, erschei­nen sie uns näher und wirk­li­cher als der Blitzeinschlag.

Was ich in Bezug auf das Leben nach dem Tod glaube, steht hier nicht zur Dis­kus­sion. Mein Tes­ta­ment ist schon lange fer­tig und meine Pati­en­ten­ver­fü­gung eben­falls. Ich habe mich aus­rei­chend mit dem Able­ben mei­ner nahen Ver­wand­ten beschäf­tigt und natür­lich auch mit mei­nem eige­nen. Ich bin zu dem Schluss gekom­men, dass nichts diese ver­hin­dern kann. Warum sollte ich also Angst davor haben?

Wenn man genau hin­schaut pas­siert Fol­gen­des: Ein gelieb­ter Mensch ver­stirbt. Man ist trau­rig und wütend, egal aus wel­chem Grund. Der Mensch ist zu früh, zu grau­sam, zu lang­sam, zu schnell ver­stor­ben. Man konnte sich nicht mehr ver­ab­schie­den, oder der Abschied ist einem unend­lich schwer­ge­fal­len. Dann kommt die Trau­er­ar­beit. Der Ver­lust muss immer ver­ar­bei­tet wer­den. Geschieht dies nicht, kann das Loch, das der Mensch in dei­nem Leben hin­ter­las­sen hat, nie­mals ver­hei­len. Nach der Trau­er­ar­beit geht das Leben nor­mal wei­ter. Man ver­misst den Men­schen und denkt an ihn. Zunächst täg­lich, dann wöchent­lich und dann womög­lich immer sel­te­ner. Je nach­dem, wie sehr man an ihm gehan­gen hat. Solange er nicht ver­ges­sen ist, lebt er in dir wei­ter. Wenn du ihn ver­gisst, merkst du es nicht mal. Dein eige­ner Tod wird genauso ablau­fen – für die Men­schen um dich herum. Für dich wird es erst mal ein­fach vor­bei sein. Nach­her wirst du viel­leicht fest­stel­len, wie das mit dem Leben nach dem Tod wirk­lich ist. Oder dein Kör­per liegt in einem Sarg und wird lang­sam zer­setzt. Dann wirst du das auch nicht mehr mitbekommen.

Dies alles hört sich sehr herz­los an, ist aber nur ratio­nal betrach­tet. Ratio­nal kann man mit dem Tod am bes­ten umgehen.

Der Schre­cken, den der Tod birgt, kann er nur über dich aus­üben, wenn du weg­schaust und er in deine Augen­win­kel kriecht und sich lang­sam nähert. Schaust du ihn an, wirst du fest­stel­len, dass er etwas ganz Natür­li­ches ist. Vor der Geburt eines neuen Men­schen hast du doch auch keine Angst.

Wenn du im Hier und Jetzt lebst und die Men­schen um dich herum so stark liebst, wie es dir mög­lich ist und ihnen die ent­spre­chende Auf­merk­sam­keit und Zeit schenkst, dann brauchst du dich nicht ver­las­sen füh­len. Dann hat­test du eine schöne Zeit mit ihnen, durf­test viel mit ihnen tei­len. Der Tod ist nie­mals ein sau­be­rer Schnitt. Er hin­ter­lässt immer lose Enden, die die Über­le­ben­den zusam­men­bin­den müssen.

Soll­test du den Tod fürch­ten, weil du in dei­nem Leben noch nichts bewerk­stel­ligt hast, das dei­nen Tod über­dau­ert, dann mach dir klar, dass kaum jemand dies ver­mag. Die gro­ßen Schrift­stel­ler, Künst­ler, Wei­sen, Bau­meis­ter usw., die die Jahr­tau­sende über­dau­ern, sind nur ein Tröpf­chen im Meer derer, die in den Jahr­tau­sen­den ver­ges­sen wur­den. Das ist auch gar nicht schlimm. Es ist viel wich­ti­ger, dass du dei­nen Lie­ben um dich herum in mög­lichst guter Erin­ne­rung bleibst. Ver­bringe also mehr Zeit mit dei­nen Lie­ben, als dich um dein Erbe zu kümmern.

Zur Über­win­dung der Angst vor dem Tod soll­test du dich genau mit ihm beschäf­ti­gen und ihn als etwas anse­hen, das ebenso zu dei­nem Leben gehört, wie die Men­schen um dich herum, unsere Natur und alles, was der Mensch geschaf­fen hat. Er ist natür­lich und du kannst ihn anneh­men, ohne ihn zu fürch­ten. Du musst ihn nicht gut­hei­ßen, doch akzep­tie­ren soll­test du ihn.

Ver­wandt mit der Angst vor dem Tod ist die Angst zu altern. Diese befällt vor allem Men­schen, die auf ihr Äuße­res fixiert sind. Hier ist es genauso, wie mit dem Tod: Das Alter rückt unauf­halt­sam näher. Anstatt alle mög­li­chen Ver­ren­kun­gen zu ver­an­stal­ten, das Alter so lange wie mög­lich hin­aus­zu­zö­gern, soll­test du lie­ber diese Zeit auf die Men­schen um dich herum ver­wen­den. Das wird eher gut tun. Men­schen, die dich rein nach dei­nem Äuße­ren bewer­ten, sind dir als HSP eigent­lich nicht wirk­lich wich­tig. Sie sind ober­fläch­lich und schreck­lich lang­wei­lig. Die ihnen feh­lende Tiefe wirst du bei Men­schen fin­den, die du ken­nen lernst, wenn du dich als hoch­sen­si­ble Per­son annimmst und liebst. Die mit dem Alter kom­men­den Zip­per­lein und Krank­hei­ten sind vor­be­stimmt durch deine Gene und dei­nen Lebens­wan­del. Da kann man sowieso nicht viel machen. Also auch die akzep­tie­ren und das Beste dar­aus machen.

Die Angst vor dem Altern ist schlim­mer, als das Alter selbst.

Wenn du alle Ängste besei­tigt hast, die dich hin­dern du selbst zu sein, was pas­siert dann?

Du wirst nicht etwa zu einem Psy­cho­pa­then oder Sozio­pa­then, son­dern du erlangst das Urver­trauen. Wenn du deine Ängste über­win­dest oder los­lässt, dann kannst du nicht nur zu einem guten Men­schen, son­dern zu einem lie­be­vol­len – von Liebe erfüll­ten – groß­ar­ti­gen Men­schen werden.

<Dua­li­tät Angst und Liebe Per­fek­tio­nis­mus> 

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