Ich kenne viele Hochsensible, die danach streben, wiederkehrende Arbeitsschritte so effektiv wie möglich zu gestalten. Solange dies nicht mit Perfektionismus betrieben wird, ist es vorteilhaft.
Sich eine effektiv gestaltete Routine für bestimmte Tätigkeiten zurechtzulegen, kann dir viel Zeit und auch etliche unnütze Arbeitsschritte ersparen. Die Freude an der eigenen Effektivität steigert bei monotonen Pflichten die Motivation und sorgt dafür, dass du die Aufgabe in der geringstmöglichen Zeit hinter dich bringst. Den meisten Hochsensiblen liegen monotone repetitive Handlungen nicht besonders. Wir lieben eher die Abwechslung – besonders für den Kopf. Andererseits haben wir bei effektiv gestalteten Handlungsabläufen auch mehr Kapazitäten im Kopf frei, um Gedankenmodelle durchzuspielen oder ein Bisschen abzuschalten und zu träumen. Da wir auch die Gewohnheiten mögen, hilft uns eine effektive Handlungskette dabei, diese Tätigkeiten in etwas Gewohntes umzuwandeln, anstatt jedes Mal etwas anders machen zu müssen.
In diesem Artikel geht es jedoch nicht nur um unseren Drang, etwas so effektiv wie möglich zu gestalten. Erfahrungsgemäß fehlt den meisten Normalsensiblen das Bedürfnis nach Steigerung Ihrer eigenen Effektivität. Es geht deshalb auch darum, dass du diese Menschen besser verstehen lernst.
Gerade in der Verwaltung, in der ich arbeite, gibt es viele wiederkehrende Tätigkeiten. Anträge werden gestellt und Genehmigungen erteilt, Schriftstücke kommen herein, werden abgearbeitet und gehen dann ins Aktenarchiv. Immer dieselben Schritte. Ich habe in den Bereichen, die mir zugeteilt waren, immer eine Optimierung in den Arbeitsabläufen oder Raumaufteilungen herbeiführen können, die teilweise zehn oder zwanzig Jahre später immer noch erhalten sind. Dabei haben sich alle Beteiligten zunächst gesträubt, die Änderungen mitzutragen. Sie sahen zunächst nur den Aufwand, einige Arbeitsabläufe neu zu lernen. Als sie die Umstellung in kurzer Zeit gemeistert hatten, merkten sie selbst, dass sie ihre eigene Zeit sparten. Mit einem Mal war es in ihren Augen eine Erleichterung. Bevor es soweit war, kam ich mir vor wie Don Quichote, der gegen Windmühlenflügel kämpft. Ich musste meine Argumente immer und immer wieder vorbringen. Große Firmen oder Einrichtungen sind da nicht einen Deut besser.
Wir müssen uns klar machen, dass der durchschnittliche Mensch Veränderungen noch mehr hasst als wir. Wir können uns teilweise nur langsam anpassen. Doch die meisten Menschen erachten es nicht als notwendig, etwas an dem zu verbessern, was sie einstmals erlernt haben, sei es auch schon zwei oder fünf Jahrzehnte her. Einmal gelernt, immer gut.
Deswegen ist es so aufreibend, aus dem Angestelltenkader heraus Änderungen herbeiführen zu wollen. Solange man keine Vorgesetztenrolle einnimmt, ist es extrem schwierig, Veränderungen einzubringen, da man keine Ansatzhebel hat, den Kollegen einfach die Anweisung für die Umsetzung zu geben. Das muss dir klar sein, wenn du etwas bei deiner Arbeit optimieren willst. In der Familie ist es übrigens manchmal nicht anders. Frage dich, ob es die Energie wert ist, anderer Leute Arbeitsweise effektiver zu gestalten. Du wirst auf jeden Fall Ablehnung erfahren und viel Geduld aufbringen müssen, um Veränderungen zu bewirken. Genauso sieht es mit der Gesellschaft an sich aus. Sie ist sehr änderungsresistent. Viele Veränderungen können sich nur über Generationen hinweg entwickeln, da die Verhaltensweisen nur von den mittleren zu den jüngeren Generationen übertragen werden und die alten Generationen erst aussterben müssen, damit sie die Veränderungen nicht mehr blockieren können. Das war immer schon so. In der heutigen Zeit wird gesagt, dass Veränderungen viel schneller greifen, dabei handelt es sich jedoch fast immer nur um Entwicklungen in schnell wachsenden Wirtschaftszweigen wie Technologie oder Fortbewegung. Veränderungen in sozialen oder gesellschaftlichen Bereichen gehen viel langsamer von statten.
Einzig Revolutionen haben eine Chance darauf, schnell und effektiv Veränderungen durchzusetzen. Für eine Revolution braucht es heutzutage jedoch Unmengen an Geld und Werbung. Als Beispiel gilt das Unternehmen Apple, das massiv Werbung für ihre iPhones treibt und durch die hohe Akzeptanz der Geräte die Kommunikation und das soziale Miteinander der Generationen nach 1960 erheblich verändert hat. Eine Revolution, die nicht durch etwas bahnbrechend Neues, sondern durch Vereinfachung der Bedienung von mobilen Computersystemen wie Smartphones und Tablets verursacht wurde.
Doch je älter die Generationen werden, desto mehr schwindet die Akzeptanz dieser Geräteklasse gegenüber. Hier wird sich häufig gegen diesen neumodischen Unsinn gewehrt. Man hat dieses ganze Zeug früher schließlich auch nicht gebraucht und durch diese vermaledeite Technik reden die Leute weniger miteinander und schauen nur noch auf Bildschirme. Solche Sätze habe ich schon sehr häufig von entsprechend älteren Menschen gehört. Hier noch Energie zu investieren, um eine Veränderung in deren Einstellung zu erreichen, ist meines Erachtens vergebens. In den meisten Fällen wäre es reine Energieverschwendung, auch wenn die neue Technologie für sie vielleicht effektiver und einfacher wäre als die herkömmliche Kommunikation.
<Keine halben Sachen | Der Ozean unter der Pfütze> |
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