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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

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Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Erwachsenen-Ich

Das Erwach­se­nen-Ich wird in der Umgangs­spra­che auch häu­fig das Bewusst­sein genannt. Es ist der Teil dei­ner Per­sön­lich­keit, der die ratio­nale Ebene umfasst, also der Gedan­ken­strom, der ohne Unter­bre­chung in dei­nem Kopf fließt, auch als Ego bekannt.

Zum Den­ken gehört das Ver­ar­bei­ten der Reize, die unge­fil­tert oder nur schlecht gefil­tert auf dich ein­strö­men, das Ler­nen bewusst oder unbe­wusst, das Zie­hen von Schlüs­sen aus dei­ner Wahr­neh­mung und die bewusste Steue­rung der Ent­wick­lun­gen, denen wir Hoch­sen­si­blen unser gesam­tes Leben lang unterliegen.

Nor­mal­sen­si­ble ent­wi­ckeln sich häu­fig nur bis zum 25. Lebens­jahr. Dann haben sie in der Regel ihren Lebens­mit­tel­punkt gefun­den, Kin­der gezeugt, ein Zuhause geschaf­fen und sich in ihrem Beruf zurecht­ge­fun­den. Die emo­tio­nale und psy­chi­sche Reife ist erreicht. Es besteht nur noch sel­ten die Not­wen­dig­keit, die erlern­ten Hand­lun­gen anzu­pas­sen. Wenn der­je­nige nicht am Kul­tur- oder Gesell­schafts­sys­tem aneckt oder durch Unfälle und Krank­hei­ten dazu genö­tigt wird, das Leben umzu­struk­tu­rie­ren, ver­läuft es häu­fig in den immer glei­chen Bah­nen. So lange, bis die kör­per­li­che Dege­ne­ra­tion mit 60+ ver­stärkt ein­setzt. Die meis­ten alten Men­schen ent­wi­ckeln sich schub­weise wie­der zurück zu einer bei­nahe kind­li­chen Form, in der sie um ihre Ver­sor­gung kämp­fen und das Meiste ver­ges­sen, was sie Zeit ihres Lebens gelernt haben. Nur die brei­ten, immerzu began­ge­nen Pfade ver­blei­ben und ver­stär­ken sich anschei­nend, da die ande­ren Nuan­cen der Per­sön­lich­keit weg­fal­len. Es ist der genau umge­kehrte Weg des Kin­des auf dem Weg zum Erwach­se­nen­le­ben. Im Grunde genom­men ist es eine Expan­sion (Wachs­tum) des Ein­zel­nen im ers­ten Lebens­drit­tel. Danach folgt eine Sta­gna­tion (Still­stand) im zwei­ten Lebens­drit­tel, die in eine Reduk­tion (Rück­gang) über­geht, wel­che bis zum Tod verläuft.

Bei Hoch­sen­si­blen ist dies ein klei­nes biss­chen anders. Kör­per­lich gehen wir den­sel­ben Weg, doch geis­tig sieht es ganz anders aus. Durch die weni­ger gefil­terte Wahr­neh­mung und die Erkennt­nisse, die wir aus ihr gewin­nen, ent­wi­ckeln wir uns unser gesam­tes Leben lang in ver­schie­dene Rich­tun­gen wei­ter. Die Inter­es­sen der meis­ten Hoch­sen­si­blen wan­deln sich über die Jahre hin­weg. Wenn wir ein Feld soweit beherr­schen, wie es uns unsere eige­nen Mög­lich­kei­ten erlau­ben, wech­seln wir das Inter­es­sen­ge­biet. Bei­spiel: Der Natur­freund, der sich zuerst für die hei­mi­sche Flora und Fauna inter­es­siert und die Natur durch­streift, um alle Aspekte zu erfas­sen, wird mit einem Mal zum Holz­wurm, der sich seine Möbel alle selbst her­stellt und immerzu neue Deko­ge­gen­stände erstellt. Der Com­pu­ter­spe­zia­list, der Jahre hin­ter dem Bild­schirm hockt und alles über Geräte und Pro­gramme her­aus­fin­den will, mie­tet sich einen Schre­ber­gar­ten und baut Nutz­pflan­zen an, nur um sich zehn Jahre spä­ter unver­mu­tet der Male­rei zu wid­men. Der Musik­ge­schmack schwenkt im Laufe der Jahr­zehnte zum Bei­spiel von Pop über Heavy Metal auf Jazz und Klas­sik. Alle mög­li­chen Ent­wick­lun­gen gehen in uns vor und spie­geln nach außen den inne­ren Wan­del wider. Wenn wir das Ende einer Ent­wick­lung erreicht haben, wan­deln sich meist die Inter­es­sen mit, außer wir haben vor­her das Ende der Inter­es­sen erreicht. Wenn wir alles über das Inter­es­sen­ge­biet wis­sen, was es zu wis­sen gibt oder was uns daran begeis­tert hat, dann wird es uns schnell lang­wei­lig und wir suchen uns ein ande­res Gebiet. Ideal sind Inter­es­sen, in denen sich stän­dig neue Aspekte erge­ben. Des­we­gen sind viele Hoch­sen­si­ble Wis­sen­schaft­ler oder wis­sen­schaft­lich inter­es­sierte Men­schen. Ande­rer­seits bie­ten auch gerade die krea­ti­ven Betä­ti­gungs­fel­der wie Kunst, Musik, Geschich­ten­er­zäh­lung, immer wie­der neue Aspekte, die man erler­nen und ent­wi­ckeln kann.

Hier kommt es sicher­lich auf die Ver­an­la­gung an, jedoch auch sehr auf die Umge­bung, in der man auf­wächst. Hoch­sen­si­ble ori­en­tie­ren sich stär­ker an Leit­fi­gu­ren als Nor­mal­sen­si­ble. Sie neh­men auch hier mehr Ein­flüsse wahr und ver­ar­bei­ten diese. Wenn die Eltern eines hoch­sen­si­blen Kinds immerzu des­sen Fan­ta­sie unter­drü­cken und es zur Ratio­na­li­tät auf­ru­fen, folgt das Kind dem Ruf oft. Bei HSK, bei denen früh ein hoher IQ fest­ge­stellt wird, wer­den von den Eltern meist auch höhere Ergeb­nisse in der Schule und im Stu­dium erwar­tet. Da das HSK die Erwar­tun­gen ande­rer gerne erfüllt, trai­niert es sich die Fan­ta­sie ab und wis­sen­schaft­li­che Denk­pro­zesse an. Anders herum ist es in Fami­lien, die krea­tive Aspekte för­dern, wahr­schein­lich, dass ihre hoch­sen­si­blen Spröss­linge ihrer krea­ti­ven Ader fol­gen und die ratio­na­len Denk­pro­zesse ver­nach­läs­si­gen. Dar­aus resul­tie­ren häu­fig chao­ti­sche Künst­ler, die eben­sol­che Schwie­rig­kei­ten im Leben haben wie die stark wis­sen­schaft­lich gepräg­ten Men­schen. Gene­rell kann man sagen, dass jeder unbe­wusste Hoch­sen­si­ble in sei­nem Leben Schwie­rig­kei­ten hat, sei­nen Weg zu fin­den, denn die Anfor­de­run­gen der Gesell­schaft sind nicht für Hoch­sen­si­ble geschaf­fen, genauso wenig für geis­tig oder kör­per­lich beein­träch­tigte Men­schen oder alle, die aus unse­rer künst­lich geschaf­fe­nen Gesell­schafts­norm herausragen.

Für die Ent­wick­lung der Inter­es­sen, die Aus­prä­gung der eige­nen Per­sön­lich­keit und die Gestal­tung des Lebens ist das Erwach­se­nen-Ich zustän­dig. Dank der moder­nen Gesell­schaft kommt ihm eine her­aus­ge­stellte Bedeu­tung zu. Der Kopf wird seit der Zeit der Auf­klä­rung über alles andere gestellt. Nur der erwach­sene, ratio­nale und gut funk­tio­nie­rende Mensch hat in der Gesell­schaft, die nach immer mehr Wirt­schaft­lich­keit und Effi­zi­enz strebt, eine reelle Chance auf ein gutes Leben. Das wird uns vor­ge­gau­kelt. Kin­der sol­len mög­lichst früh auf das Funk­tio­nie­ren und eine hohe Leis­tungs­quote im spä­te­ren Berufs­le­ben getrimmt wer­den. Selbst Künst­ler sol­len am liebs­ten wie am Fließ­band pro­du­zie­ren. Am bes­ten immer das­selbe, denn das ist es angeb­lich, was die Kon­su­men­ten wol­len: Mehr desselben.

Für den Hoch­sen­si­blen ist die Über­ge­wich­tung der ratio­na­len Ebene kom­plett falsch! (Eigent­lich ist dies für jeden Men­schen unge­sund, doch das ist hier nicht das Thema.) Ein­zig das rei­bungs­lose und gleich­ge­wich­tete Zusam­men­spiel aller drei Ebe­nen ermög­licht uns ein gutes Leben. Die bevor­zugte Behand­lung des Erwach­se­nen-Ichs sorgt im schlimms­ten Fall dafür, dass wir den Kon­takt zu unse­ren Emo­tio­nen und auch zu unse­rer spi­ri­tu­el­len Seite ver­lie­ren. Die Gedan­ken­kreise, in denen wir fest­hän­gen, neh­men unsere gesamte Ener­gie und Auf­merk­sam­keit in Beschlag. Wir den­ken über unsere Ver­gan­gen­heit nach und was alles schief gelau­fen ist. Wir den­ken über die Zukunft nach, was alles schief lau­fen könnte. Oder wir stre­ben nach einer Zukunft, die wir uns als bes­ser vor­stel­len, die aber viel­leicht gar nicht unse­rem Wesen ent­spricht. Wir ver­su­chen ver­zwei­felt für Sicher­heit und Ord­nung in unse­rem Leben zu sor­gen, in einer Welt, in der es keine Sicher­heit gibt und Ord­nung nicht von Dauer sein kann. Um den Kopf ein­mal ruhig zu bekom­men, betäu­ben wir uns durch sinn­lo­sen Medien‑, Dro­gen- oder sons­ti­gen Kon­sum. Dies sorgt dafür, dass wir die Bedürf­nisse des Neu­ge­bo­re­nen-Ichs nicht wahr­neh­men. Dann igno­rie­ren wir die Fähig­kei­ten des Höhe­ren-Ichs. In unse­rer west­li­chen Gesell­schaft wer­den diese für unmög­lich gehal­ten und in die tiefste Eso­te­rik-Aber­glaube-Schub­lade gesteckt. Tief in dei­nem Inne­ren fühlst du sie noch, doch du ver­leug­nest sie. Wenn du die bei­den Ichs nur lange genug unter­drückst und igno­rierst, ster­ben sie irgend­wann ein­mal ab und du hast nie­mals mehr die Chance dar­auf, ein gutes und erfüll­tes Leben zu füh­ren. Du beginnst, die feh­len­den Teile der inne­ren Fami­lie durch noch mehr Kon­sum oder Süchte zu kom­pen­sie­ren und wirst unwei­ger­lich krank.

Des­we­gen ist es so wich­tig, dass du dich von allem für dich Unnö­ti­gen trennst und her­aus­fin­dest, was du wirk­lich brauchst. Lass alles weg, das du angeb­lich so drin­gend für ein erfüll­tes Leben benö­tigst, was die Wer­bung und deine Mit­men­schen dir sug­ge­rie­ren. Alles, was das Erwach­se­nen-Ich mit den Wor­ten: »Ich will aber …« ver­langt, ist nach mei­ner Erfah­rung in Wirk­lich­keit hohl und schal für dich. »Ich will das neue Tablet haben, um glück­lich zu sein!« »Ich will einen Ther­mo­mix, damit ich end­lich gut essen kann!« »Ich will drei­mal im Jahr auf Hawaii Urlaub machen, des­we­gen muss ich mehr arbei­ten und ver­die­nen!« Das alles sind typi­sche Sätze des Erwach­se­nen-Ichs. Trenne dich von die­sen Vor­stel­lun­gen. Begnüge dich mit dem, was du wirk­lich benö­tigst. Ver­ein­fa­che dein Leben und schmeiße alle über­flüs­si­gen Reize hin­aus. Wirf über Bord, was mehr Zeit kos­tet, als du inves­tie­ren willst. Führe nicht län­ger aus, was dich davon abhält, die Dinge zu tun, die dir wirk­lich wich­tig sind. Die Genüg­sam­keit ist in uns ein­ge­baut. Sicher­lich erin­nerst du dich an ein­fa­chere Zei­ten, in denen du glück­li­cher warst und sehnst dich danach. Lass das Grü­beln. Das tust du nur, weil du inner­lich Lan­ge­weile hast. Wenn du gut auf dein Neu­ge­bo­re­nen-Ich ach­test, hat das Erwach­se­nen-Ich genü­gend zu tun, um nicht stän­dig grü­beln zu müs­sen. Beson­ders, wenn du dei­nen inne­ren Säug­ling nicht nur ver­sorgst, son­dern auch dar­auf ach­test, was er dir mit­tei­len will.

Beschränke dich auf das, was du wirk­lich brauchst, und erlange dadurch eine Frei­heit, die dir ermög­licht, das zu tun, was in dir ver­an­kert ist. Dann kannst du dei­ner Beru­fung fol­gen und eine Zufrie­den­heit und ein Glück erle­ben, das dir nichts bie­ten kann, was die Gesell­schaft dir ein­re­det. Mehr dazu spä­ter im Thema »Los­las­sen«.

<Neu­ge­bo­re­nen-Ich Höhe­res-Ich> 

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

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