M

Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Inhaltsverzeichnis

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Entscheidungshilfe

Ein Aus­wuchs des Per­fek­tio­nis­mus ist eine feh­lende Ent­schei­dungs­freude. Men­schen, die unent­schlos­sen sind, wol­len meis­tens des­we­gen keine Ent­schei­dun­gen tref­fen, weil sie fürch­ten, nicht zur per­fek­ten Ent­schei­dung zu gelan­gen. Oft wird behaup­tet, die Unent­schlos­sen­heit liege daran, dass der Betrof­fene die Fol­gen nicht über­schauen könne und des­we­gen die Ent­schei­dung scheut.

Bei so ein­fa­chen Ent­schei­dun­gen, wie »wel­chen Käse möchte ich kau­fen«, fällt die­ser Fall jedoch weg. Es gibt nur 3 Fol­gen pro Käse:

  • Ich kaufe den Käse nicht und nichts passiert.
  • Ich kaufe den Käse und stelle fest, dass er mir schmeckt.
  • Ich kaufe den Käse und stelle fest, dass er mir nicht schmeckt.

Das ist sehr über­sicht­lich. Zudem poten­zie­ren sich die Mög­lich­kei­ten nicht, wenn meh­rere Käse­sor­ten infrage kom­men, wenn ich nur eine oder zwei Packun­gen kau­fen will. Also gibt es für gekauf­ten Käse nur 4 Mög­lich­kei­ten. Käse 1 schmeckt oder nicht, Käse 2 schmeckt oder nicht.

Bei mir sieht es wie folgt aus. Ich frage mich, ob ich Käse essen möchte. Dann frage ich in mich hin­ein, wie viel ich bereit bin, für einen Käse zu zah­len. Anschlie­ßend folgt die Frage, auf wel­chen ich Hun­ger habe oder wel­chen ich gerne mal wie­der essen möchte. Des Wei­te­ren frage ich mich, ob ich Lust auf ein Expe­ri­ment habe und einen unbe­kann­ten Käse pro­bie­ren möchte.

Mit die­sen weni­gen Fra­gen komme ich meis­tens sehr schnell zu einem Ergeb­nis. Genauso sieht es mit bei­nahe allen ande­ren Din­gen aus, die man kau­fen kann.

  • Brau­che ich es?
  • Möchte ich es aus­pro­bie­ren, auch wenn ich es nicht brauche?
  • In wel­cher Farbe und Aus­fer­ti­gung möchte ich es haben?
  • Wel­che Anfor­de­rung muss es zwin­gend erfüllen?
  • Bis zu wel­chem Preis bin ich bereit es zu kaufen?

5 Fra­gen für ein Hal­le­lu­jah! Ganz ein­fach zu beant­wor­tende Fragen.

Wie kommt es also, dass so viele Men­schen (und Hoch­sen­si­ble) enorme Ent­schei­dungs­schwie­rig­kei­ten haben?

Wie immer ist die Ant­wort ganz ein­fach: Sie bege­ben sich in eine Fra­gen­spi­rale, die dar­auf abzielt, das per­fekte Pro­dukt zu erwer­ben oder die per­fekte Dienst­leis­tung einzukaufen.

Zu den oben genann­ten Fra­gen addie­ren sich Unsi­cher­heits­fra­gen. Sie begin­nen zumeist mit den Wor­ten Was ist, wenn… oder was tue ich, wenn…

  • Was ist, wenn der Käse komisch schmeckt?
  • Was ist, wenn die Kon­sis­tenz mir nicht gefällt?
  • Was ist, wenn er schlecht wird, bevor ich ihn auf­es­sen kann?
  • Was tue ich, wenn er mir nicht schmeckt?
  • Was ist, wenn ich ihn nicht vertrage?
  • Was ist, wenn meine Gäste ihn nicht mögen?
  • Was ist, wenn ich all­er­gisch gegen ihn reagiere?

Alle Fra­gen las­sen sich mit zwei ein­fa­chen Ant­wor­ten erschla­gen: Nicht mehr davon essen. Den Rest weg­wer­fen oder jeman­dem mit­ge­ben, der ihn mag.

Bei güns­ti­gen Pro­duk­ten ist dies ganz ein­fach. Wie sieht es bei Teu­re­ren aus?

Wenn ich ein neues Sofa benö­tige, weil das alte bei­nahe unter der Last sei­nes Alters zusam­men­bricht, wie ent­scheide ich mich schnell für eins?

Zunächst gehe ich zuhause bereits die 5 Fra­gen für ein Hal­le­luja durch, wobei ich dort nur noch 3 beant­wor­ten muss, denn ich habe ja schon beschlos­sen, dass ich ein neues Sofa benötige.

Nun gehe ich durch maxi­mal 5 Möbel­häu­ser und suche mir in jedem maxi­mal zwei Sofas aus. Durch die obi­gen Fra­gen habe ich ja bereits meine Aus­wahl ein­ge­grenzt. Warum aus­ge­rech­net 2 und nicht 3 oder 5? Was, wenn in einem sechs­ten Möbel­haus das ulti­ma­tive, aller­beste, tollste Sofa zum kleins­ten Preis steht?

Ich will maxi­mal zwi­schen zehn Sofas aus­wäh­len. Wenn in 5 Möbel­häu­sern nicht das ulti­ma­tive Sofa dabei ist, das ich anschaue und sage: »Ja, das ist meins!«, dann ist die Wahr­schein­lich­keit gleich Null, dass ich es in einem Sechs­ten finde. Genau das­selbe ist es mit Online­an­bie­tern. Diese Erwar­tungs­hal­tung schickt mich in eine andere Spi­rale. Zu viel Aus­wahl ist nicht gut für mich. Mit jedem Möbel­haus, das ich umsonst durch­forste, stei­gert sich mein Frust nur und ich komme nicht näher an eine Ent­schei­dung, son­dern ent­ferne mich davon.

Wich­tig bei jeder Aus­wahl ist es, dass ich mich selbst begrenze und den Gedan­ken, etwas Super­tol­les, unglaub­lich Fan­tas­ti­sches irgendwo anders zu ver­pas­sen, nicht zulasse. Wenn ich etwas Beson­de­res haben soll, dann wird mich mein Höhe­res-Ich dort­hin füh­ren oder es auf mich zukom­men las­sen. Außer­dem weiß eigent­lich jeder, dass das ulti­ma­tive und unglaub­lich tolle Pro­dukt nicht exis­tiert. Alles hat Vor- und Nach­teile. Trotz­dem bil­den wir uns oft ein und malen es uns mit den präch­tigs­ten Far­ben aus, dass das per­fekte Pro­dukt für uns hin­ter der nächs­ten Ecke wartet.

Die zweite Grenze, die ich zie­hen muss, ist die Vor-/Nach­teil-Grenze. Wel­che Vor­teile sind mir am wich­tigs­ten, wel­che Nach­teile kann ich auf kei­nen Fall in Kauf neh­men? Hier darf ich mich nicht in die nächste Spi­rale bege­ben. Das erste Sofa ist creme­weiß und passt her­vor­ra­gend zu den Möbeln, hat aber einen Mikro­fa­ser­be­zug und kei­nen aus Leder. Das zweite Sofa ist ocker­far­ben, passt zwar nicht ganz so gut in die Farb­ge­stal­tung des Wohn­zim­mers, ist aber dafür leder­be­zo­gen. Was ist mir wich­ti­ger? Farbe oder Bezugs­stoff? Wenn mir der Bezugs­stoff dann doch unwich­ti­ger ist, sor­tiere ich das zweite Sofa sofort aus! Und es bleibt drau­ßen! Wenn ich mich nicht an meine Gren­zen halte, komme ich nie wei­ter. Wan­kel­mü­tig­keit ist die Folge, meine innere Span­nung und Unsi­cher­heit wächst und führt zur Entscheidungsunfähigkeit.

Ein wei­te­rer Fak­tor ist die Gewöh­nung an das Sofa, das bis­her in mei­nem Wohn­zim­mer steht. Die Bin­dung an das Objekt, das mit Stun­den über Stun­den Gemüt­lich­keit gebracht und sich mitt­ler­weile mei­nem Hin­tern und Rücken per­fekt ange­passt hat, ist eigent­lich nicht zu erset­zen. Das neue Sofa muss erst mal bewei­sen, dass es genauso gut ist, wie das alte. Im Grunde genom­men möch­ten wir das alte nur in neu. Gewohn­heit ist eine starke Trieb­fe­der für viele Hoch­sen­si­ble. Wenn das neue Sofa ein paar Wochen in mei­nem Wohn­zim­mer steht und ich mich dran gewöhnt habe, ist es plötz­lich das per­fekte Sofa. Ohne dass sich das zuvor unper­fekte Sofa ver­än­dert hat.

Habe ich so 10 Sofas gefun­den, stelle ich sie noch ein­mal kurz gegen­über und eli­mi­niere alle bis auf drei. Diese drei stelle ich mir wie­der gegen­über und schlafe eine Nacht drü­ber. Wenn ich auf­wa­che, habe ich ein Ergeb­nis vor­lie­gen und weiß, wel­ches Sofa ich kau­fen möchte.

Mit die­ser Methode kommt man ganz leicht und schnell zu einem Ergebnis.

Doch nun lau­ert die nächste Falle des Per­fek­tio­nis­mus: Das Sofa wird gelie­fert und es gefällt mir nach einer Woche Pro­be­sit­zen doch nicht mehr. Was mache ich dann? Manch­mal muss man sich ein­fach von der lieb gewon­ne­nen, bekann­ten Sitz­weise des alten Sofas erst tren­nen und sich an das Sitz­ge­fühl des neuen Sofas gewöh­nen. Oder ich frage mich, ob ich mit den Män­geln die nächs­ten Jahre leben kann. Sollte das nicht der Fall sein, dann fol­gen zwei Dinge:

  1. Wenn ich es nicht mehr zurück­ge­ben kann, setze ich es ein­fach in eine Klein­an­zei­gen Web­site oder frage im Bekann­ten­kreis herum, ob es jemand zum Kauf­preis erwer­ben will.
  2. Die wich­tigste Erkennt­nis in einem sol­chen Fall ist: Wenn ich mich ein­mal falsch ent­scheide, muss ich mir selbst erlau­ben, mich beim nächs­ten Mal anders zu ent­schei­den. Dann ist die Pro­ze­dur an sich nicht infrage gestellt und man akzep­tiert, dass man Feh­ler machen darf.

Wir neh­men also aus die­sem Text mit, dass wir kein per­fek­tes Pro­dukt fin­den kön­nen, dass wir uns bei der Ent­schei­dungs­fin­dung Gren­zen set­zen müs­sen und dass wir uns Feh­ler im Ent­schei­dungs­pro­zess zuge­ste­hen müs­sen. Außer­dem ist es wich­tig zu wis­sen, dass man die Ent­schei­dung nicht bereuen muss und man alles, das man gekauft hat, auch wie­der los­wer­den kann. Das bedeu­tet, dass die Kon­se­quenz nie­mals so schlimm ist, wie man es sich selbst ausmalt.

Sich schnell ent­schei­den zu kön­nen, ist eine reine Übungs­sa­che. Wenn du jetzt Schwie­rig­kei­ten damit hast, dann for­dere dich selbst her­aus, gehe ein­kau­fen und setze dir bewusste Gren­zen für jedes Pro­dukt. Mit jedem Mal, wenn du dich schnel­ler ent­schie­den hast, als beim Mal davor, kannst du stolz auf dich sein. Das bil­det Resi­li­en­zen und dein Ver­trauen in deine Ent­schei­dungs­kraft steigt. Irgend­wann wirst du am Käse­re­gal vor­bei­ge­hen, dei­nen Blick dar­über schwei­fen las­sen und zwei Sekun­den spä­ter zugrei­fen und den rich­ti­gen Käse für dich im Korb lie­gen haben.

<Emo­ti­ons­vam­pire  Dua­li­tät Kopf und Herz>

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, kannst du das Taschenbuch oder E-Book (Kindle) erwerben.

Vielen Dank an über 50.000 Leser!

Taschenbuch
E-Book
Cover von Achtsam zum Urvertrauen auf einem Tablet
Ebook Kaufen bei Amazon.de