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Inhaltsverzeichnis

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

Mit Achtsamkeit zum Urvertrauen

Hochsensibilität im Alltag

Markus Walz

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Das Buch zur Hochsensibilität in neuem Gewand und erweitertem Inhalt. Einige Texte entsprechen den Inhalten dieser Webseite, viele Tesxte habe ich überarbeitet und neu verfasst.

NEU! Mein Kind ist hochsensibel! Was bedeutet das für mich und wie kann ich es optimal unterstützen??

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Ungeduld

Geduld ist eine Tugend. Das sagte mir bereits meine über sieb­zig­jäh­rige Groß­mutter. Und sie hatte Recht.

Unge­duld führt zu Unruhe. Unruhe führt zu Ner­vo­si­tät. Ner­vo­si­tät führt zu Unaus­ge­gli­chen­heit und Unzu­frie­den­heit. Das sind Zustände, die genau gegen­über den Zustän­den ste­hen, die wir anstre­ben: Ruhe, Frie­den, Aus­ge­gli­chen­heit, Acht­sam­keit, Harmonie.

Wir begin­nen unser bewuss­tes Leben als unge­dul­dige Kin­der und wer­den in einer Welt, in der es nur um das Pro­du­zie­ren und Anhäu­fen von mög­lichst vie­len Besitz­tü­mern in mög­lichst wenig Zeit geht, nicht beson­ders dazu ermun­tert, Geduld zu erler­nen. »Jetzt haben wol­len« ist die Maxime die­ser Zeit. Schnell ler­nen, schnell arbei­ten, schnell Geld ver­die­nen, schnell Dinge kau­fen, schnelle Lie­fe­rung erhal­ten oder sogar am bes­ten gleich mit­neh­men. Der All­tag ist dar­auf getrimmt, mög­lichst effek­tiv gestal­tet zu wer­den, damit man ja keine Zeit ver­liert. Zeit ist bei­nahe schon eine Wäh­rung, das Gut, dass uns neben dem Geld am Wich­tigs­ten ist, da wir augen­schein­lich zu wenig davon besit­zen. Trotz aller Eile ver­rinnt die Zeit zwi­schen unse­ren Fingern.

Spiele für Kin­der wer­den mitt­ler­weile kon­zi­piert, um dem Spie­len­den schnelle Erfolgs­er­leb­nisse zu ver­schaf­fen. Gerade Com­pu­ter­spiele zie­len dar­auf ab. Kin­der wer­den erzo­gen und beschult, dass sie in mög­lichst kur­zer Zeit effek­tive Arbeit­neh­mer oder Selbst­stän­dige wer­den. Schul­sys­teme wer­den getrimmt, damit sich schnelle Erfolge ein­stel­len. Ist etwas zu schwer, wird es ver­ein­facht, statt den Kin­dern mehr Zeit zu geben. Wir sol­len alle mög­lichst schnell funk­tio­nie­ren. Im Beruf ist es dann das­selbe. Wir wer­den mit Abga­be­ter­mi­nen gegän­gelt, die nicht ein­zu­hal­ten sind, da sie viel zu kurz­fris­tig gesteckt wer­den. Die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­tion hat die Wege so ver­kürzt, dass immer schnel­lere Reak­ti­ons­zei­ten erwar­tet wer­den. Auf­trags­er­tei­lung, Erle­di­gung, Rück­mel­dung und Kon­trolle sol­len so schnell statt­fin­den, wie es nur men­schen­mög­lich ist.

Wenn man nicht schnell genug lernt oder reagiert, wird man für Tätig­kei­ten ein­ge­setzt, in denen man nur schnell genug immer die glei­chen Hand­be­we­gun­gen machen muss. Effek­ti­vi­tät und Geschwin­dig­keit ste­hen klar im Vordergrund.

Unsere Gesell­schaft und die Welt sind unge­dul­dig mit uns, seit wir den­ken kön­nen. Uns wird die Unge­duld allent­hal­ben vor­ge­lebt. Wer kann uns da ver­übeln, dass wir selbst unge­dul­dig sind? Und doch ist die Unge­duld ein Gift, das wir in uns mit­schlep­pen. Wir sind nicht dafür gebaut, unge­dul­dig zu sein. Denn auch die Unge­duld hält uns davon ab, unsere Beru­fung zu fin­den und zu leben. Wenn wir etwas begin­nen, das uns nicht schnell genug gelingt, las­sen wir es des­we­gen schnell wie­der und geben auf. Unge­duld kann dazu füh­ren, dass wir das Los­las­sen über­trie­ben schnell vor­an­trei­ben und des­we­gen auf der Nase landen.

Dabei sind wir Hoch­sen­si­blen eigent­lich ganz anders gebaut. Im Nor­mal­fall sto­ßen wir etwas an, war­ten ab wie es ver­läuft und reagie­ren erst, wenn es an der Zeit ist. Das ist unsere Art, Dinge zu tun. Oder wir bemer­ken schon aus wei­ter Ferne, dass etwas auf uns zukommt, war­ten ab, bis es da ist und reagie­ren dann. In der Zwi­schen­zeit küm­mern wir uns um andere Dinge. Für uns ist das Leben wie ein Fluss, auf dem viele Fäs­ser schwim­men. Wir war­ten ab und suchen uns das Pas­sende her­aus. Abwar­ten, bis sich die Teile zusam­men­fü­gen, dafür benö­tigt man Geduld.

Deine Unge­duld sorgt dafür, dass du Zusam­men­schlüsse erzwingst, wo keine sind. Du öff­nest die Fäs­ser, die gar nicht für dich gedacht sind, und ent­nimmst dir Dinge, die dir nicht hel­fen. Zudem ver­schwen­dest du Unmen­gen an Ener­gie, an die Fäs­ser zu gelan­gen, die eigent­lich zu weit weg für dich schwim­men. Du benutzt dafür zum Bei­spiel einen Kescher an einem lan­gen Stiel, um sie ein­zu­ho­len. Oder du über­legst dir Kon­strukte, die du extra dafür baust, um an sie heran zu gelangen.

Dafür ver­passt du wäh­rend­des­sen die Fäs­ser, die eigent­lich für dich bestimmt waren. Die Fäs­ser, die direkt an dir vor­über schwim­men, nach denen du nur hät­test grei­fen müs­sen. Dein Blick ist aber auf die Fäs­ser gerich­tet, die schnel­ler her­an­ge­schwom­men kom­men. Auch wenn sie sich auf der ande­ren Seite des Flus­ses befinden.

Mit dei­ner Unge­duld und der sich dar­aus ent­wi­ckeln­den Schnel­lig­keit über­holst du dich oft selbst. Anschlie­ßend weißt du nicht mehr, wo dir der Kopf steht. Du tappst von einer Misere in die nächste. Zumin­dest ist dies dein Gefühl. Nichts gelingt dir, egal wie sehr du es willst und pro­bierst. Unge­duld mün­det fast immer in einen Zustand, den ich gerne »mit dem Kopf durch die Wand ren­nen wol­len« nenne. Anzei­chen hier­für sind »Das muss aber«- und »Wie lange soll das denn noch dauern«-Gedanken. Wer aber immer mit dem Kopf gegen die Wand rennt, weil er die Geduld nicht hat, die Tür am ande­ren Ende der Wand zu benut­zen, hat auch immer Kopf­schmer­zen. Aus Unge­duld Dinge erzwin­gen wol­len, ist nie eine gute Idee. In mei­nem Leben hat es nur zu Ärger und Kum­mer geführt.

Die bes­sere Idee ist es, sich zu ent­span­nen, den Din­gen ihren Lauf zu las­sen, sich gut um sich selbst (das Neu­ge­bo­re­nen-Ich) zu küm­mern und es dem Höhe­ren-Ich über­las­sen, die für dich pas­sen­den Fäs­ser zu iden­ti­fi­zie­ren. Dein Gefühl wird dir schon sagen, dass es das rich­tige Fass für dich ist. Spä­tes­tens wenn du es öff­nest, wird es dir klar sein.

Ich habe in mei­nem Haus einen Raum, der als Rum­pel­kam­mer diente. Ich wusste instink­tiv, dass die­ser Raum eigent­lich für etwas ganz ande­res bestimmt war. Nach­dem ich mich um das Los­las­sen von welt­li­chen Gütern geküm­mert und die ver­blei­ben­den Dinge neu geord­net hatte, war der Raum bei­nahe leer. Ich ent­schloss mich dazu, end­lich den Ohren­ses­sel mit Fuß­sche­mel zu kau­fen, den ich schon sehr lange aus mir uner­find­li­chen Grün­den her­bei­sehne. Nun ste­hen der Ses­sel, der Fuß­sche­mel, ein Bei­stell­tisch, ein Bücher­re­gal, ein CD/DVD-Schränk­chen und ein klei­nes Akten­re­gal in dem Raum. Zusam­men mit ein paar Ker­zen ist es jetzt der für mich gemüt­lichste Raum im Haus: mein Lese­zim­mer. Außer­dem ver­bringe ich dort Zeit, in der ich nur leise Musik und in mich hin­ein höre. Als der Raum fer­tig war, wusste ich sofort, dass meine Ent­schei­dung genau rich­tig war. Meine Geduld, abzu­war­ten, bis ich den Zweck des Raums iden­ti­fi­ziert hatte, hat sich ausgezahlt.

Über­haupt bekomme ich durch diese Tak­tik immer das, was ich wirk­lich brau­che. Nicht was ich haben will, son­dern was ich benö­tige, um meine Selbst­ent­wick­lung vor­an­zu­trei­ben, mei­ner Beru­fung zu fol­gen oder mich wohl zu füh­len. Sollte es Geld kos­ten, wird es soweit redu­ziert, dass ich es mir leis­ten kann. Oder ich bekomme durch einen Zufall gerade dann ein­mal etwas mehr Geld zusätz­lich her­ein. Genauso ist es mit den Men­schen, die ich treffe. Gehe ich hin­aus in die Welt und suche aktiv, dann treffe ich meist die Fal­schen, die mir nicht hel­fen oder gut­tun. Warte ich aller­dings in Ruhe ab und höre auf mein Gefühl, lau­fen mir die Rich­ti­gen ein­fach so über den Weg.

Zumin­dest in dei­nem Pri­vat­le­ben kannst du ent­schleu­nigt leben. Nimm dir nicht mehr so viel auf ein­mal vor, plane mehr Ruhe­pau­sen ein und übe dich in Geduld, indem du ein­fach mal gar nichts tust und nur still sitzt oder liegst. Du kannst auch medi­tie­ren. Das beru­higt enorm und erfrischt Kör­per, Geist und Seele. Auch beim Essen kannst du Geduld üben, indem du fri­sche Gerichte kochst, die keine Fer­tig­pro­dukte beinhal­ten. So genann­tes Slow­food, das lange Gar­zei­ten benö­tigt ent­hält noch alle Nähr­stoffe. Oder koche asia­tisch. Das Zer­klei­nern der Zuta­ten ist eine medi­ta­tive Beschäf­ti­gung. Zudem achte beim Essen dar­auf, nicht zu schlin­gen und neben­bei Fern­se­hen zu schauen oder etwas zu lesen. Kon­zen­triere dich auf deine Mahl­zeit. Dann schmeckt sie bes­ser und du isst weniger.

Ein tol­ler Neben­ef­fekt durch das Los­las­sen dei­ner Unge­duld ent­steht für die Men­schen in dei­ner Umge­bung. Sie reagie­ren auf einen gedul­di­gen Men­schen viel ange­neh­mer, als auf einen unge­dul­di­gen. Unge­dul­dige Men­schen ste­cken die Leute in ihrer Nähe mit Ner­vo­si­tät an. Sie füh­len sich dann genö­tigt und bedrängt. Begeg­nest du ihnen gedul­dig, gelas­sen und ent­spannt, so bekommst du dafür Liebe, Zunei­gung und Har­mo­nie zurück. Geduld kann man auch mit den Wor­ten Gleich­mut oder Lang­mut gleichsetzen.

Außer­dem kön­nen posi­tive, gesund­heit­li­che Effekte auf­tre­ten. Unge­dul­dige Ner­vo­si­tät sorgt in vie­len Fäl­len für Blut­hoch­druck und Magen­über­säue­rung. Bei man­chen Men­schen kommt es auch zu star­ken Mus­kel­ver­span­nun­gen, vor allem im Schul­ter- und Rücken­be­reich. Diese Beein­träch­ti­gun­gen kön­nen auf Dauer zu schwe­re­ren Schä­den und Krank­hei­ten führen.

Es lohnt sich also drei­fach, die Unge­duld loszulassen.

<Per­fek­tio­nis­mus Aggres­sio­nen>

Sie befin­den sich mit­ten im Buch. Star­ten Sie mit dem Lesen bitte am Anfang.
Ich bitte Sie, das Vor­wort und das Kapi­tel Selbst­ent­wick­lung zu lesen, bevor Sie fortfahren.

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